Hannes Stubbe CURT NIMUENDAJÚS BIBLIOTHEK IM TROPISCHEN BRASILIEN (1903-1945) Ein Beitrag zur Geschichte der Ethnologie ISBN: 978-3-8440-7540-3 Prijs: 20,90 € / 26,20 SFR |
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Dieses Buch würdigt mit Curt Nimuendajú einen der wichtigsten Ethnologen Brasiliens, der aus Jena stammte und 1945 in Brasilien verstarb. Seine Bibliothek, die vor allem auch seine Feldtagebücher mit den Ergebnissen der ethnologischen Forschungen unter der autochthonen Bevölkerung Brasiliens umfasste, wurde nach Rio de Janeiro ins Museu Nacional verbracht. Leider erfolgte in den Folgejahren keine wissenschaftliche Auswertung dieser bedeutenden Sammlung. Diese ging am 2. September 2018 in Flammen auf, als das Museu Nacional einem verheerenden Brand zum Opfer fiel. Trotz des unschätzbaren Verlustes an Zeitzeugnissen der brasilianischen Geschichte (unter anderem auch viele Artefakte der indigenen Bevölkerung, wie Federschmuck der Carajá) muss man sagen, dass es ein Verlust mit Ansage gewesen ist. Budgetkürzungen, die sogar dazu führten, dass das Museum zwischenzeitlich geschlossen werden musste, waren nicht die alleinige Ursache. Brasilien ging mit seinem kulturellen Erbe nicht gerade anständig um; das Haus verfiel. Im Juni 2018 wurde der 200. Jahrestag des Museums gefeiert – nicht ein einziger Minister der Republik Brasilien war zugegen. Eine Würdigung der Sammlungen ist nicht erfolgt. Auch die umfangreiche Bibliothek Curt Nimuendajús fiel den Flammen zum Opfer. Bücher, Dokumente, Ethnografika, Feldtagebücher, Fotos, Filme – alles ist unwiederbringlich verloren. Glücklicherweise fand sich mit Hannes Stubbe ein Wissenschaftler, der während eigener Forschungen seit den 70er Jahren die Sammlung noch persönlich in Augenschein nehmen konnte und damals auch Dokumente der Nimuendajú-Bibliothek kopierte. Wenn es auch nur ein kleiner Teil ist, so bleibt doch wenigstens dieser der Nachwelt erhalten. In Würdigung Nimuendajús, dessen Tod nunmehr 75 Jahre zurück liegt, präsentiert Stubbe nicht nur die Kopien aus seinem Archiv. Der Autor präsentiert einen Abriss der Geschichte der Ethnologie in Brasilien seit 1500 und bewertet die wissenschaftliche Tätigkeit von Kurt Nimuendajú. Dazu veröffentlicht er eine Liste der Schriften (Bücher, Separata, Broschüren, Zeitschriften, Karten) in dessen Bibliothek und nimmt eine Analyse und Bewertung dieser Sammlung vor. Diese Arbeit hätte eigentlich schon längst in Brasilien erfolgen müssen. Umso mehr gebührt Stubbe ein großer Dank, dass er die jetzt noch vorhandenen Dokumente (auch wenn es nur Kopien sind) sichtet und der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Dass der Jenenser Curt Unckel, der in Brasilien als Kurt Nimuendajú weltberühmt wurde, nunmehr 75 Jahre nach seinem Tod eine derartige Würdigung erfährt, zeigt, dass er nicht vergessen ist. Stubbes Analyse sollte hoffentlich Anregung für weitere Beschäftigungen mit einem Forscher geben, der zu Unrecht nur eine geringe Würdigung erfahren hat. MK |
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Bron: Amerindian Research, Vol. 15, 4(2020), Nr. 58 | |
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