Dieter Holtmann Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im internationalen Vergleich 43 Länder-Fallstudien ISBN: 978-3-8440-3788-3 Prijs: 32,80 € / 41,00 SFR |
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Mit dieser Studie setzt Dieter Holtmann seine seit 2004 in mehreren Schritten entwickelte Operationalisierung von Wohlstand und Wohlfahrt fort und bietet einen umfassenden Sozialstrukturvergleich, für den er ergänzend zu früheren Studien nun 43 Länder ausgewählt hat. Darunter befinden sich alle EU‑Mitgliedstaaten, alle BRICS‑Staaten sowie die entwickeltesten OECD‑Länder. Diese Länder werden jeweils auf ihre Performance hinsichtlich acht wohlfahrtsstaatlicher Ziele – Wachstum, Innovation, ökologische Nachhaltigkeit, Bildung, soziale Integration, Autonomie, gleiche Teilhabe sowie „Anerkennung der Besonderheiten (Frauenfreundlichkeit und Migrantenfreundlichkeit)“ (1) untersucht. Holtmann legt eine Skala von sechs Modernisierungspfaden zugrunde, die neben den drei klassischen Typen nach Esping‑Andersen (sozialdemokratisch, wirtschaftsliberal, konservativ) die Logiken des Familismus (Südeuropa) und des Produktivismus (Ostasien) sowie die Gruppe der postsozialistischen Länder umfasst. Sein besonderes Interesse gilt der Frage, ob sich die Wohlfahrtslogiken vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Entwicklungen in einzelnen Ländern verändern, sich neue, hybride Formen herauskristallisieren und inwieweit sich diese Veränderungen durch die „Wohlfahrtslogiken der Institutionen und die durchgeführten Politiken“ (62) erklären lassen. Entsprechend ist das handbuchartige Werk nach den Wohlfahrtsregimen gegliedert; die Türkei, Südafrika, China, Indien und Brasilien werden in Einzelfallstudien berücksichtigt. Die Länderkapitel folgen einem einheitlichen Schema, das die wesentlichen Institutionen (politisches Regime, Wirtschaft, Geschlechterrollen, soziale Sicherungssysteme und Bildung) berücksichtigt und einen gezielten Vergleich ermöglicht. Darüber hinaus werden jeweils einleitend die Gemeinsamkeiten und Besonderheiten innerhalb eines Wohlfahrtstyps dargestellt. Beispielsweise erweisen sich Deutschland und Österreich als Prototypen für die „Status‑konservierende Wirtschaftslogik“ (121). Die postsozialistische Ländergruppe befindet sich in einem Prozess der Ausdifferenzierung. Während Slowenien einen eigenständigen Entwicklungsweg eingeschlagen hat, tendieren die baltischen Staaten in Richtung Wirtschaftsliberalismus, Russland wird „eher einem staatskapitalistischen Wohlfahrtstyp zugeordnet“ (312). In der Gesamtschau zeigt sich, dass fast alle acht Ziele von den sozialdemokratischen Ländern „im Durchschnitt am besten oder am zweitbesten erfüllt“ (63) werden. Holtmann schlägt abschließend vor, die von ihm entwickelten Indikatoren und Kriterien in Ergänzung zum Human Development Report der UN als „System gesellschaftlicher Dauerbeobachtung zur Erfassung der Wohlfahrt der Nationen“ (566) zu etablieren. | |
Bron: Anke Rösener, Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de | |
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