Peter Weißhaupt Zahn–Medizin–Ethik Ethische Implikationen der Zahnarzt-Patienten-Begegnung im Spannungsfeld zwischen klinischer und Sozialmedizin Volume 6 ISBN: 978-3-8440-0583-7 Prijs: 26,80 € / 53,60 SFR |
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Bisher wurden angehende Zahnärztinnen und Zahnärzte im Studium nicht systematisch auf ethische Konflikte in der Praxis vorbereitet. Der Autor Peter Weißhaupt geht in seinem Buch der Frage nach, ob die "Ethik für den praktizierenden Zahnarzt verzichtbar" sei. Seine Hypothese lautet: "Eine ethische Diskussion ist für den praktizierenden Zahnarzt von besonderer Bedeutung." Die Literaturübersicht wurde zuerst als Masterarbeit verfasst und später in erweiterter Form in die Schriftenreihe "Aachener Dissertationen zur Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin" aufgenommen. Peter Weißhaupt durchsuchte die Datenbanken MEDLINE, PUBMED und BELlT bis November 2007 nach Publikationen anhand der Suchbegriffe "Ethik und Zahnmedizin". Zusätzlich wurden Buchpublikationen einbezogen. Terminologie und historische Entwicklung der Ethik werden sehr kurz abgehandelt, insbesondere beschränkt sich die Darstellung der historischen Entwicklung der Ethik auf Aristoteles und Hippokrates. Die Entwicklung in der Neuzeit (z. B. Thomas Percival) hätte hier durchaus intensiver aufgearbeitet werden können. Im umfangreicheren Teil "didaktisch-methodische Voraussetzungen" stellt der Autor zunächst den Krankheitsbegriff anhand des triadischen Modells von Hofmann und Eriksen vor. Darauf aufbauend erläutert er die Prinzipienethik nach Beauchamp und Childress mit den vier Eckpfeilern Wohl tun, Nichtschaden, Respekt vor der Autonomie und Gerechtigkeit. Es folgen die Modifikationen der Prinzipienethik für die Zahnmedizin, Priorisierung und Tugendethik. Die Ausführungen sind auch für den nicht philosophisch vorgebildeten Leser gut nachvollziehbar. Sehr ausführlich setzt sich der Autor mit den ethischen Implikationen für den praktizierenden Zahnarzt auseinander. Schwerpunkte sind der Umgang mit Angstpatienten, Psychosomatik, Ästhetik und zuletzt die ethischen Anforderungen im sozialpolitischen Kontext. In der abschließenden Diskussion stellt Peter Weißhaupt fest, dass die Ethik für den praktizierenden Zahnarzt nicht entbehrlich sei. Die Anzahl deutschsprachiger Publikationen zum Thema Ethik in der Zahnmedizin hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Hier ist allerdings anzumerken, dass man einen ganz ähnlichen Rückgang deutschsprachiger Veröffentlichungen auch in anderen Bereichen der Zahnmedizin findet. So sank der Anteil deutschsprachiger zahnmedizinischer Publikationen zum Thema Karies von 14 % (Zeitraum 1970-1979, Pubmed) auf 1 % (2000-2009), zum Thema Krebserkrankungen von 12% auf 1 %. Die von Weißhaupt vorgelegten Zahlen illustrieren also hauptsächlich den Niedergang der deutschen Sprache in der Wissenschaft. Trotzdem ist seinem Anliegen einer Verankerung der Ethik in der zahnärztlichen Ausbildung zuzustimmen. Die Zahnmedizin bietet neue Möglichkeiten zum Beispiel im Bereich der Werbung oder der ästhetischen Zahnmedizin. Diese rein intuitiv ohne Orientierung an ethischen Grundsätzen anzuwenden, würde zweifellos nicht nur unseren Patientinnen und Patienten, sondern auch dem Ansehen des Berufsstandes schaden.Besonders interessant ist der Ausblick im Hinblick auf die Diskussion um die Verantwortlichkeit der Patienten für orale Erkrankungen. Diese ist schon wegen der falschen Vorstellung einer vollumfänglichen Vermeidbarkeit durch ausreichende Prophylaxe ethisch problematisch. Weißhaupts Arbeit ist eine Bestandsaufnahme der modernen Zahnmedizinischen Ethik. Der historische Überblick beschränkt sich daher bis auf wenige Ausnahmen auf den dort erfassten Zeitraum. Als Nachschlagewerk für konkrete ethische Probleme in der alltäglichen Praxis ist das Buch nicht geeignet. Dagegen findet der Leser nachvollziehbare Lösungsstrategien für ethische Konflikte. Zu empfehlen ist es daher vor allem Einsteigern, die sich mit rein in-tuitiven Lösungen nicht zufrieden geben möchten, aber weniger an einer umfassenden historischen und philosophischen Grundlage interessiert sind. C. Runte, Münster (Dtsch Zahnärztl Z 2012;67:628) |
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Peter Weißhaupt Zahn–Medizin–Ethik Ethische Implikationen der Zahnarzt-Patienten-Begegnung im Spannungsfeld zwischen klinischer und Sozialmedizin Volume 6 ISBN: 978-3-8440-0583-7 Prijs: 26,80 € / 53,60 SFR |
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Bron: ZZI-Zeitschrift für Zahnärztliche Implantologie, Deutscher Ärzte-Verlag, 4/2012-S. 325 | |
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Peter Weißhaupt Zahn–Medizin–Ethik Ethische Implikationen der Zahnarzt-Patienten-Begegnung im Spannungsfeld zwischen klinischer und Sozialmedizin Volume 6 ISBN: 978-3-8440-0583-7 Prijs: 26,80 € / 53,60 SFR |
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In den letzten Jahren beginnt "Ethik in der Zahnheilkunde" zunehmend, sich als ein eigenständiges Thema der zahnmedizinischen Fachdiskussion zu etablieren. Deutsche Wissenschaftler beschäftigen sich verstärkt damit, ein Arbeitskreis Ethik in der DGZMK wurde gegründet, Ethik hält Einzug in die Aus- und Fortbildung von Zahnärzten, und auch der eine oder andere Niedergelassene meldet sich (z.B. in den ethischen Fallbesprechungen der Zahnärztlichen Mitteilungen) in Sachen Ethik zu Wort. Zu Letzteren gehört Dr. Peter Weißhaupt, der sich im Rahmen einer Master-Arbeit mit Zahn-Medizin-Ethik auseinandergesetzt und schließlich diese und weitere Ausarbeitungen in einem Buch zusammengefasst hat. Ihm geht es darum, aus der Perspektive eines Praktikers zu verdeutlichen, wie wichtig die Sensibilisierung von Zahnärzten für die ethischen Implikationen ihres Tuns ist. Zahnärztinnen und Zahnärzte sehen sich in ihren Praxen täglich mit unterschiedlichen Interessenssphären konfrontiert. Dies betrifft zunächst die Patienten. Für Weißhaupt ergeben sich daraus u.a. die Fragen: Ist die Erwartungshaltung unserer Patienten immer identisch mit unseren Vorstellungen von dem, was wir für sie therapeutisch als gut erachten? Reicht allein die medizinische Indikation, um dem Patienten in seiner Komplexität gerecht zu werden? Sind wir uns der latenten Gefahr bewusst, das Patientenwohl praxis-ökonomischen Interessen nachzuordnen? Zugleich ist der Zahnarzt konfrontiert mit den strukturellen Bedingungen des Gesundheitswesens: Sie binden laut Weißhaupt die Profession in einen Kokon gesetzlicher Vorgaben, aufgrund derer Leistungen bewertet und limitiert werden. Der Zweck, die gesundheitliche Grundversorgung einer ganzen Bevölkerung sicher zu stellen, steht daher nicht selten im Widerspruch zur genuinen klinischen Zielsetzung, für die eigenen Patienten die bestmögliche Versorgung zu erreichen. Voneinander abweichende Interessen und Grundhaltungen können Konfliktpotential bergen, oder zumindest Regelungsbedarf implizieren. Von welchen Prinzipien, von welchen Werten - so fragt Weißhaupt - lassen wir uns leiten? Wie können wir angesichts einer Pluralität von Auffassungen mögliche Konflikte als solche wahrnehmen und uns mit ihnen konstruktiv auseinandersetzen? Ziel seines Buches, das sich vorrangig an niedergelassene Kollegen wendet, ist es, mögliche ethische Konflikte bewusst zu machen, zur Reflektion und Bewertung verschiedener Handlungsoptionen anzuregen und so dazu beizutragen, dass schließlich reflektierte und begründete Entscheidungen zustande kommen, nach denen Zahnärzte handeln und deren Folgen sie vertreten können. | |
Bron: Forum für Zahnheilkunde 112, 31. Jahrgang, September 2012, Seite 20 | |
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Bisher wurden angehende Zahnärztinnen und Zahnärzte im Studium nicht systematisch auf ethische Konflikte in der Praxis vorbereitet. Der Autor Peter Weißhaupt geht in seinem Buch der Frage nach, ob die "Ethik für den praktizierenden Zahnarzt verzichtbar" sei. Seine Hypothese lautet: "Eine ethische Diskussion ist für den praktizierenden Zahnarzt von besonderer Bedeutung." Die Literaturübersicht wurde zuerst als Masterarbeit verfasst und später in erweiterter Form in die Schriftenreihe "Aachener Dissertationen zur Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin" aufgenommen. Peter Weißhaupt durchsuchte die Datenbanken MEDLINE, PUBMED und BELIT bis November 2007 nach Publikationen anhand der Suchbegriffe "Ethik und Zahnmedizin". Zusätzlich wurden Buchpublikationen einbezogen. Terminologie und historische Entwicklung der Ethik werden sehr kurz abgehandelt, insbesondere beschränkt sich die Darstellung der historischen Entwicklung der Ethik auf Aristoteles und Hippokrates. Die Entwicklung in der Neuzeit (z.B. Thomas Percival) hätte hier durchaus intensiver aufgearbeitet werden können. Im umfangreicheren Teil "didaktisch-methodische Voraussetzungen" stellt der Autor zunächst den Krankheitsbegriff anhand des triadischen Modells von Hofmann und Eriksen vor. Darauf aufbauend erläutert er die Prinzipienethik nach Beauchamp und Childress mit den vier Eckpfeilern Wohltun, Nichtschaden, Respekt vor der Autonomie und Gerechtigkeit. Es folgen die Modifikation der Prinzipienethik für die Zahnmedizin, Priorisierung und Tugendethik. Die Ausführungen sind auch für den nicht philosophisch vorgebildeten Leser gut nachvollziehbar. Sehr ausführlich setzt sich der Autor mit den ethischen Implikationen für den praktizierenden Zahnarzt auseinander. Schwerpunkte sind der Umgang mit Angstpatienten, Psychosomatik, Ästhetik und zuletzt die ethischen Anforderungen im sozialpolitischen Kontext. In der abschließenden Diskussion stellt Peter Weißhaupt fest, dass die Ethik für den praktizierenden Zahnarzt nicht entbehrlich sei. Die Anzahl deutschsprachiger Publikationen zum Thema Ethik in der Zahnmedizin hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Hier ist allerdings anzumerken, dass man einen ganz ähnlichen Rückgang deutschsprachiger Veröffentlichungen auch in anderen Bereichen der Zahnmedizin findet. So sank der Anteil deutschsprachiger zahnmedizinischer Publikationen zum Thema Karies von 14% (Zeitraum 1970-1979, Pubmed) auf 1% (2000-2009), zum Thema Krebserkrankungen von 12% auf 1%. Die von Weißhaupt vorgelegten Zahlen illustrieren also hauptsächlich den Niedergang der deutschen Sprache in der Wissenschaft. Trotzdem ist seinem Anliegen einer Verankerung der Ethik in der zahnärztlichen Ausbildung zuzustimmen. Die Zahnmedizin bietet neue Möglichkeiten zum Beispiel im Bereich der Werbung oder der ästhetischen Zahnmedizin. Diese rein intuitiv ohne Orientierung an ethischen Grundsätzen anzuwenden, würde zweifellos nicht nur unseren Patientinnen und Patienten, sondern auch dem Ansehen des Berufsstandes schaden. Besonders interessant ist der Ausblick im Hinblick auf die Diskussion um die Verantwortlichkeit der Patienten für orale Erkrankungen. Diese ist schon wegen der falschen Vorstellung einer vollumfänglichen Vermeidbarkeit durch ausreichende Prophylaxe ethisch problematisch. Weißhaupts Arbeit ist eine Bestandsaufnahme der modernen zahnmedizinischen Ethik. Der historische Überblick beschränkt sich daher bis auf wenige Ausnahmen auf den dort erfassten Zeitraum. Als Nachschlagewerk für konkrete ethische Probleme in der alltäglichen Praxis ist das Buch nicht geeignet. Dagegen findet der Leser nachvollziehbare Lösungsstrategien für ethische Konflikte. Zu empfehlen ist es daher vor allem Einsteigern, die sich mit rein intuitiven Lösungen nicht zufrieden geben möchten, aber weniger an einer umfassenden historischen und philosophischen Grundlage interessiert sind. C. Runte, Münster | |
Bron: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 67. Jahrgang, 10/2012, Seite 628 | |
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Ethische Konfliktsituationen sind uns näher, als wir denkenNeue Bücher über Hintergründe und LösungsmöglichkeitenDie Ethik und die damit verbundenen Interessenkonflikte sind noch nicht lange ein wahrgenommener - und dabei ernst genommener – Sach- und Problemkomplex in unserem Berufsleben. Wir kommen aber nicht umhin, uns mehr als bisher mit dieser Materie zu beschäftigen. Hier gibt es inzwischen drei neue Publikationen in Buchform [1-3], die – im Sinne einer Ganzheitsbetrachtung aller relevanten Aspekte – die verschiedenen Dimensionen der möglichen Konfliktsituationen offenkundig werden lassen. Wenn einer der Autoren [1] feststellt, dass die strukturellen Bedingungen unseres Gesundheitswesens unsere Profession in einen Kokon gesetzlicher Vorgaben binden, aufgrund derer Leistungen bewertet, limitiert und dazu noch budgetiert werden, steht dies oft im Widerspruch zur grundlegenden medizinischen Zielsetzung, für den einzelnen Patienten eine optimale Versorgung zu erreichen. Da liegt – so das Geleitwort des DGZMK-Präsidenten Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake zum zweiten hier ins Blickfeld gerückten Buches [2] – die Frage nicht fern, wozu wir in Zeiten, in denen es die moderne Zahnheilkunde nicht leicht hat, ihren Qualitätsanspruch im Gesundheitswesen zu verwirklichen, ein Buch über Ethik in der Zahnmedizin brauchen. Die Antworten auf diese Fragen werden in diesem Buch mit den 20 kommentierten Fällen auf vielschichtige Weise gegeben. Wenn auch das Buch über Interessenkonflikte in der Medizin [3] nicht unmittelbar etwas mit unserem Fachgebiet zu tun hat, so treffen die dort aufgezeigten Hintergründe und Lösungsmöglichkeiten doch auf zahlreiche Konfliktsituationen in Wissenschaft und Praxis zu. Auch die Rolle der Medien wird von allen Seiten beleuchtet. Was es da an „Fallstricken" gibt, wird einem erst richtig klar, wenn man die entsprechenden Kapitel gelesen hat. Was aber hier ebenso wichtig ist, betrifft die Zulassung von Arzneimitteln und Medizinprodukten, bei der weltweit vieles im Argen liegt. Aus der Perspektive eines niedergelassenen Zahnarztes mit einem hohen fachlichen und ethischen Anspruch an sich selbst hat Dr. med. dent. Peter Weishaupt (Hannover) [1] den Versuch unternommen, die Notwenigkeit einer Sensibilisierung für ethische Implikationen zu verdeutlichen. Er leistet in diesem Buch aber auch Hilfestellungen für begründete Entscheidungen in der eigenen Praxis. Mit dem Medizinhistoriker und Vorsitzenden des DGZMK-Arbeitskreises Ethik in der Zahnmedizin, Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß (Aachen), als Herausgeber [2] wird im zweiten Buch ein komplexer Überblick über die Grundlagen, die Rollenkonflikte und die Fallmöglichkeiten der Ethik in der Zahnmedizin in Form eines Lehrbuchs geboten. Es bräuchte nach der Lektüre im Prinzip auch kein Tabu mehr beim Umgang mit Fehlern und Fehlverhalten zu geben, würde der „innere Schweinehund" da immer besiegt. Wer die zahlreichen zitierten Quellen im Text und in den Literaturverzeichnissen gelesen hat, wird erstaunt sein, welchen Umfang das Schrifttum über Ethik bisher schon eingenommen hatte – und dass, bevor diese Thematik bei uns „ein Thema" wurde, an dem niemand mehr ohne weiteres vorbeigehen kann. Nicht zuletzt war es zuerst ein mutiger Schritt der Professoren Dr. med. Klaus Lieb (Mainz), Dr. med. David Klemperer (Regensburg) und Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig (Berlin) [3], sich mit einer Reihe von offensichtlichen Missständen im Gesundheitswesen zu befassen, die in hohem Maße mit Interessenkonflikten verbunden waren und sind. Insgesamt gesehen ist die gegenwärtige Intention und Intensität, dem Thema „Ethik" im Gesundheitswesen im Allgemeinen und in der Zahnmedizin im Besonderen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sehr begrüßenswert. Die drei hier vorgestellten Publikationen in Buchform weisen Wege, wie wir ethische Konfliktsituationen im eigenen Berufsleben beherrschen oder - noch besser - vermeiden können. Sie sind uns oft näher, als wir denken. Kimmel [1]P. Weißhaupt: Zahn-Medizin-Ethik, Shaker-Verlag, Aachen 2012, 26,80 Euro, ISBN 978-3-8440-0583-7 [2]D. Groß (Hrsg):Ethik in der Zahnbedizin, Quintessenz-Verlag, Berlin 2012, 38,- Euro, ISBN 978-3-86867-104-9 [3]K. Lieb, D. Klemperer. W-.D. Ludwig (Hrsg):Interessenkonflikte in der Medizin. Hintergründe und Lösungsmöglichkeiten, Springer, Berlin Heidelberg 2011, 59,95 Euro, ISBN 978-3-642-19841-1 |
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Bron: Die Zahnarzt Woche (DZW), Ausgabe 21/12, Seite 11 | |
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Meine Antwort vorweg: Nein! - Ethik ist für den Zahnarzt keinesfalls entbehrlich, vielmehr schon für den Zahnmedizin- Studenten und am besten gleich im1. Semester als eine Art „materiefreie Propädeutik" neben Gips und Wachs jenes fundamentale geistige Material aus dem Denken und Handeln „geschnitzt" sein sollte, wenn man ärztlich tätig werden will. Und was P. Weißhaupt zunächst in seiner Masterarbeit verfasst und jetzt als Wissenswertes zu einem vergleichsweise bescheidenen Preis von 26,80€ (Angabe des Verlags im Internet) dazu erwerbbar macht, ist, wie er schon im ersten Teil nachweist, nicht nur überfällig sondern von einem„Kassenzahnarzt" und -fast20Jahre nach seiner Promotion - „Master of science: Implantologie" mutig „aus dem Fenster gelehnt". Und dies zeigt sich von Anfang an: Schon in der Einleitung verbirgt er nicht, dass es ein Konfliktpotenzial gibt, aus den manchmal so unterschiedlichen Wertvorstellungen, Wünschen und Zielen, mit denen sich der „Hilfegebende Fachmann" und der „Hilfe suchende Patient" im„Regelwerk" und „strukturellen Bedingungen des Gesundheitswesens" ringend um die gerechte Verteilung von Gesundheitsleistungen einerseits und Honorargerechtigkeit andererseits begegnen. Dieser „rote Faden" scheint sich zunächst dort etwas zu verlieren, wo Weißhaupt – wohl auch Pflichten einer Masterarbeit folgend – auf methodische Fragen, Historie, Begriffserklärungen der Ethik und deren Wertkonzepte eingeht. Sofort aber wird dem nicht entsprechend vor-gebildeten Leser der Sinn, ja die Notwendigkeit jenseits purer Wissenschaftlichkeit dazu klar, wenn Weißhaupt die Prinzipien ärztlicher Ethik: „Wohltun, Nicht-Schaden, Respekt vor der Patientenautonomie und Gerechtigkeit" an konkreten Beispielen verdeutlicht: So löst sich das Dilemma scheinbar konkurrieren der Ansprüche bei der Behandlung von Angstpatienten nach Ansicht des Autors eben weder durch erzwungene Behandlung noch durch deren Unterlassung („Patientenautonomie"), sondern durch gemeinsames Überwinden der Angst, und Ähnliches lässt er für die Patienten mit somatoformen Störungen gelten, bei welchen der Zahnarzt einem drohenden zusätzlichen Schaden für den Patienten nur entgehen kann, wenn er zusätzliche psychosomatische Kompetenzen erwirbt, diese aber auch in einem rechtlich und wirtschaftlich soliden Rahmen anwenden oder zumindest zwingend empfehlen kann, was für Weißhaupt eben keine Frage des „Respekts vor der Autonomie" darstellt. Fast noch schmäler zeichnet er dann den Grat, auf welchem sich die ästhetische Zahnheilkunde bewegt (Wunschbehandlungen in „Selbstbestimmung" versus „Nicht Schaden), aber auch jener implantologische Anspruch, der nahezu jeden nicht absolut gesunden Zahn am liebsten mit einem Implantat ersetzen will – je fraglicher die medizinische Indikation, desto unabdingbarer die ärztliche Aufklärungspflicht - gerade von seinen Implantologen-Kollegen wird er hier nicht nur Anerkennung ernten. Besonders aber dort wird der Autor auf Berührungsängste, Ablehnung oder zumindest verbreitetes Unverständnis stoßen, wo er angesichts der besonderen beruflichen Belastungen und Herausforderungen gerade in schwierigen Arzt-Patienten-Beziehungen und Mitarbeiterkonstellationen die eigene Psychohygiene des Zahnarztes z.B. in der Form von Teilnahme an Balintgruppen nicht nur als Option, sondern geradezu als eine ethische Verpflichtung beschreibt, weil jede Beeinträchtigung der Gesundheit und des Wohlbefindens des Zahnarztes zwangsläufig auch einen Schaden für andere nach sich zieht (Wohltun- und Nicht-schaden-Prinzip). Haben sich nun aber bis dahin die ethischen Herausforderungen hauptsächlich an die zahnärztlichen Kollegen gerichtet und ist der sublime Tadel an jenen Einrichtungen, die für entsprechende Mängel in Aus- und Weiterbildung, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verantwortlich sind, nur dezent zu erkennen, so wird der Autor gegen Ende seines Buches unmissverständlich deutlich, wenn er abschließend gleichsam als Höhepunkt die „Zahnarzt-Patienten-Begegnung im schier unlösbaren Spannungsfeld zwischen klinischer- und Sozialmedizin"- ganz einfach unser Gesundheitswesen nach SGBV also - fokussiert. Dabei mag man darüber differenzierter Meinung sein, ob, wie er zuletzt im Ausblick schreibt, einerseits auch selbst-induzierte Risiken als „Daseinsrisiko an sich" der Eigenverantwortung des Einzelnen entzogen bleiben sollten, andererseits aber die etwas unkritisch wirkende Übernahme des Axioms der Beitragsstabilität gerechtfertigt ist, die letztlich die Unterscheidung erzwingt zwischen einer an rein fachlich-ethischen Kriterien ausgerichteter klinischer Medizin und einer „Sozialmedizin", die sich an „Verteilungsgerechtigkeit" orientieren muss. In sich schlüssig aber bleibt seine Aussage, dass dann einhergehend mit einer Ressourcenknappheit zahnärztliche Einrichtungen zur reiner „Verwaltung des Mangels" benutzt werden, dessen Schäden auf den Patienten und die Verantwortung auf den Zahnarzt abgewälzt werden: „Therapiefreiheit" wird so zu Worthülse, Fortschritte werden ausgebremst, Honorare beschränkt, ja nachträglich gekürzt, nicht ohne die Verantwortung und Haftung für die wachsende Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit verleumderisch dem Zahnarzt zuzuschreiben ... all dies sieht der Autor heute als eine der wesentlichsten Belastungsfaktoren in der (Zahn-)Arzt-Patienten-Begegnung, in der das für jede Beziehung, ja jede Heilung unabdingbare Vertrauen systematisch ausgehöhlt wird. Wer dies angesichts der eigenen Angreifbarkeit als „Kassenzahnarzt" dennoch so offen beschreibt, beweist damit nicht nur seine inhaltliche sondern auch persönliche Kompetenz und Legitimation von Ethik zu sprechen und einzufordern, was in unserer Gesellschaft selbst unter Akademikern zu oft einer opportunistischen Beliebigkeit und Werte- Indifferenz im Bemühen um den Eigennutz zum Opfer fällt. Zurecht fordert Weißhaupt also eine konsequente Etablierung der Ethik in der Zahnmedizin – auch was Fragen der berufliche Außenwirkung oder Verhalten im Binnenverhältnis anbelangt bis hinein in die Rechts- und Vertragsentwicklung, Gutachterwesen und Forschung. Diesem seinem Anliegen Substanz zu unterlegen und handlungsleitende Hilfestellungen zu skizzieren, wird er „aus der Praxis für die Praxis" ohne das gewichtige und linientreue Kreisen um den Selbstzweck so mancher (Hoch-) Schul- Lehrbücher in großer Dichte gut lesbar mehr als gerecht. Dr. Joachim Stoffel ZA/HP-Psychotherapie Psychosomatische Grundversorgung Konsiliardienst Balintgruppen für Zahnärzte |
„Ist Ethik für den praktizierenden Zahnarzt eine entbehrliche Disziplin?" - mit dieser Frage scheint der Autor Peter Weißhaupt die Frage vieler Kollegen aufzugreifen, die vor der Entscheidung stehen, ob sie sich mit jenen 100 Seiten befassen sollen, die D. Groß und G. Schäfer in der Reihe: „Aachener Dissertationen zur Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin", einer Schriftenreihe des gleichnamigen Instituts der RWTH Aachen, herausgegeben und vom Shaker-Verlag Aachen sehr griffig gedruckt in den Handel gelangt ist. |
Bron: Dr. Joachim Stoffel, ZA/HP-Psychotherapie, Psychosomatische Grundversorgung, Konsiliardienst, Balintgruppen für Zahnärzte | |
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