Devrimi Kaya Strategien zur Verminderung und Vermeidung der Jahresabschlusspublizität Volume 62 ISBN: 978-3-8322-8983-6 Prijs: 49,80 € / 99,60 SFR |
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Das Werk gliedert sich in sieben Kapitel, wobei das erste in die Arbeit und das Thema einführt, und das siebte Kapitel eine angemessen kurze und akzentuierte thesenförmige Zusammenfassung enthält. Nach einem Kapitel zu den konzeptionellen Grundlagen der Jahresabschlusspublizität werden in dem folgenden Kapitel die Publizitätsvorschriften nach HGB und dem Publizitätsgesetz referiert. Kapitel 4, welches sich auf 83 Seiten mit den Strategien zur Verminderung der Jahrespublizität und Kap. 5, welches sich auf 117 Seiten mit den Strategien zur Vermeidung der Jahresabschlusspublizität befasst, stellen nicht nur quantitativ die Schwerpunkte der Arbeit dar. Bei den Strategien zur Verminderung der Jahresabschlusspublizität werden z. B. Maßnahmen untersucht, wie die Aussagekraft des Jahresabschlusses eingeschränkt werden kann. Hierzu gehören Wahlrechte, Informationen der Bilanz und/oder der Gewinn- und Verlustrechnung in den Anhang zu verlagern. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass sie dort eventuell schlechter vom nicht erwünschten Informationsempfänger aufgenommen und verarbeitet werden können. Auch Vorabausschüttungen auf den voraussichtlichen Jahresüberschuss können dazu dienen, in diesem Fall den „offensichtlichen“ Bilanzgewinn zu reduzieren, wobei versierte Bilanzleser eine solche Maßnahme relativ schnell erkennen. Zu den Strategien zur Vermeidung der Jahresabschlusspublizität gehören gezielte Maßnahmen zur Befreiung von den Offenlegungsverpflichtungen für Tochterkapitalgesellschaften oder eine formwechselnde Umwandlung einer Kapitalgesellschaft in eine Personengesellschaft. In diesem Zusammenhang ist auch auf die Aufnahme eines persönlich haftenden Gesellschafters bei einer Kapitalgesellschaft & Co. KG hinzuweisen. Gesellschaftsrechtlich besonders aufwendig kann es werden, wenn die Vermeidung der Jahresabschlusspublizität durch inländische Zweigniederlassungen ausländischer Kapitalgesellschaften nur zu diesem Zwecke konstruiert wird. Besonders wertvoll sind die Überlegungen des Autors bei der Chancen-Nutzen-Abwägung bei der Ableitung von Handlungsempfehlungen zur Publizitätsstrategie. Einem Großteil der Rechnungslegungsadressaten sind umfangreiche kaufmännische Unternehmensdaten zeitnah und regelmäßig vorzulegen. Diese Aussage gilt vor allem vor dem Hintergrund der Konvergenz von Eigen- und Fremdkapital. Somit reduziert sich „Publizitätsakrobatik“ auf die Fälle, bei denen die potentiellen Interessenten keine Anforderungsansprüche hinsichtlich der Rechnungslegungsinformationen haben. Hier gilt es sich zu fragen, ob komplizierte gesellschaftsrechtliche Konstruktionen es wirklich Wert sind, vermeintliche oder echte Informationsnachteile durch Publizitätsvorschriften zu vermeiden. Die preisgekrönte und mit Bestnote bewertete Arbeit zeichnet sich u. a. durch eine stringente Argumentationslogik, ausgewogene Bewertungen und eine hervorragende Literaturauswertung aus. Wem ist die Lektüre dieser Arbeit zu empfehlen? Zuerst sind hier Unternehmensleiter zu nennen, die bislang feststellbare geschäftliche Nachteile durch die Befolgung von Publizitätsvorschriften erlitten haben oder erwarten. Dies gilt selbstverständlich genauso für deren (vorausschauende) Berater. Ebenso ist aber auch der deutsche und europäische Gesetzgeber aufgefordert, sich intensiv mit der Frage auseinander zu setzen, ob (überzogene?) Publizitätsanforderungen nicht auch geschäftsschädigend wirken können und somit illegale Ausweichstrategien nahezu provozieren. Auch gilt dabei der Grundsatz, dass sich Unternehmen in erster Linie auf den Geschäftszweck und nicht volkswirtschaftlich sinnlos auf Publizitätsvermeidungsstrategien konzentrieren sollten. Gerrit Volk |
Die vorliegende Arbeit ist eine wirtschaftswissenschaftliche Dissertation, die im Februar 2010 von der Universität Erlangen-Nürnberg (Doktorvater ist Klaus Henselmann) angenommen wurde. Sie beschäftigt sich mit einem Dauerbrennerthema der externen Rechnungslegung, nämlich wie man legal Publizitätspflichten vermeiden kann. Die Veröffentlichungspflichten haben mehrdirektionale Wirkungen: Während sie gegenüber Eigen- und Fremdkapitalgebern im weitesten Sinne Rechenschaftsfunktionen übernehmen, können sie direkten Konkurrenten und Geschäftspartnern Einblicke in das Geschäftsmodell und dessen ökonomische Wirksamkeit gewähren, die geschäftsschädigende Reaktionen verursachen können. Somit kann es gerade für mittelständische Unternehmen, Unternehmen in oligopolistisch organisierten Angebots- oder Nachfragemärkten oder für Unternehmen, deren Konkurrenten keinen vergleichbaren Offenlegungspflichten unterliegen, sinnvoll sein, Vermeidungsstrategien für die Offenlegung von Jahresabschlussinformationen zu entwickeln.
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Bron: WPg Die Wirtschaftsprüfung 16/2012, Seite IV-V | |
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