Die Namenkunde, insbesondere die Siedlungsnamenkunde hat es schwer. Diese alte und traditionsreiche Teildisziplin der Sprachwissenschaft findet an rheinischen Universitäten so gut wie nicht mehr statt. Selbst in der ehemaligen landeskundlichen Hochburg, dem Institut für rheinische Landeskunde der Universität Bonn, der Heimat so berühmter Namenkundler wie Adolf Bach oder Heinrich Dittmaier, sind die Lichter buchstäblich ausgegangen. Der letzte Forscher, mit der Digitalisierung des von Dittmaier begründeten Rheinischen Flurnamenarchivs befasst, wurde im letzten Jahr in den Schuldienst verabschiedet. Neue Arbeiten zur rheinischen Ortsnamenkunde, dieser für die regionale Siedlungs-, Orts- und Sprachgeschichte so wichtigen Disziplin, sind also aus dieser Quelle nicht mehr zu erwarten.
Aber nach dem Versiegen der universitären Namenforschung liegt das Feld der rheinischen Namenkunde noch nicht völlig brach. Das belegt nachdrücklich das neueste Werk von Günter Breuer, der schon in der Vergangenheit dieses schwierige Gelände erfolgreich beackert hat.[1] Seine "Ortsnamen des Kreises Düren" nun kann man in jeder Beziehung vorbildlich nennen, und man möchte die Lektüre jedem Forscher, der sich mit den Namen seiner Heimat beschäftigt, eindringlich anraten, auch wenn damit die Gefahr heraufbeschworen wird, dass die eine oder andere Arbeit damit eher verhindert als angeregt wird. Denn der Autor demonstriert mit seiner umfangreichen Bestandsaufnahme mit schöner Selbstverständlichkeit, wie aufwendig, arbeitsintensiv und anspruchsvoll namenkundliche Forschung im Allgemeinen und erst recht im konkreten Einzelfall ist.
Das Buch ist wie ein klassisches Nachschlagewerk angelegt. Anders als in der Onomastik oft üblich, sind hier die Siedlungsnamen nicht nach ihren grammatischen Bedingtheiten, also etwa dem Bildungstypus oder der Wortbildungsmittel, gegliedert, sondern alphabetisch aufgelistet. Dies wird den namenkundlich nicht vorgebildeten Leserinnen und Lesern sicherlich den Zugang erleichtern. Außerdem korrespondiert diese Präsentation in idealer Weise mit der Gesamtkonzeption des Buches, das nicht nur als regionales Namenlexikon gelesen sein will, sondern durchaus auch als historisches Ortslexikon gelten kann und so für viele an der Regionalgeschichte des Kreises Düren Interessierte von doppeltem Nutzen sein dürfte. Breuer behandelt insgesamt 372 Siedlungsnamen, die jeweils nach den fünfzehn Städten und Gemeinden im Kreisgebiet geordnet sind. Davon sind, wenn der Rezensent richtig gezählt hat, 57 Namen von wüst gefallenen Siedlungen und auch einige Höfe- und Gutsnamen. Damit dürfte der Kreis Düren die mit Abstand besterschlossene Ortsnamensregion in Nordrhein-Westfalen sein. Die einzelnen Namenartikel sind klassisch aufgebaut. Sie beginnen jeweils mit einem umfangreichen Belegblock, der erfreulicherweise in Originale und kopiale Formen differenziert. Auch wenn im Rahmen einer solchen Dokumentation nicht sämtliche Belegstellen gelistet werden können, so sind doch alle für die sprachwissenschaftliche Analyse wichtigen Varianten dokumentiert. Ein kritischer Nachvollzug der etymologischen Folgerungen ist damit jederzeit möglich. Außerdem, das nur nebenbei, kann durch eine ausführliche Belegliste durchaus auch kollateraler Nutzen entstehen. Sehr schön ist das zum Beispiel am Ortsnamen (ON) Pingsheim zu demonstrieren, dessen Überlieferungskette Anlass zu interessanten laut- und sprachgeographischen Diskussionen bietet. Ob die Schreibungen Pynsheym. Pinzhem oder Pynssheym, wie Breuer meint, tatsächlich auf die für den Kreis Düren eher ungewöhnliche Mouillierung (im Fringschen Sinne) verweisen und deshalb die späteren Schreibungen Phingsten und Phingsheim als "abwegig" erscheinen lassen, oder die gesamte Überlieferungskette nicht eher ein typisches Beispiel ist für das Auftauchen der klassischen ripuarischen Velarisierungen mit ihren erst späten Reflexen in der Schreibung seit dem 17. Jahrhundert, darüber lässt sich an diesem schönen Beispiel trefflich streiten.
Erfreulich auch, dass Breuer konsequent zu jedem Ortsnamen die - durch Befragung mehrfach abgesicherte - mundartliche Lautung in exakter Notierung angibt. Gerade in Zweifelsfällen können dialektale Aussprachevarianten entscheidende Hinweise zur Deutung eines Namens geben. Schön zu sehen ist das z.B. beim ON Mariaweiler der in seiner dialektalen Form Melviele noch verblüffend stark an die Altbelege erinnert.
Im daran anschließenden Block referiert Berger die namenkundliche Literatur und stellt knapp und unkommentiert alle vorangegangenen Deutungen des jeweilige- Ortsnamens vor. Und das sind in der Regel nicht wenige! Diese Zusammenstellungen erlauben einen interessanten und manchmal auch amüsanten Einblick in die regionale Forschungsgeschichte, wenn etwa bei Kofferen gleich fünf oder bei Mündt sogar sechs Herleitungen miteinander konkurrieren, in vielen Deutungen die Keltomanie vergangener Zeiten zu Tage tritt, so bei den Ortsnamen Ederen, Vlatten, Merken, Merberich, D´horn, Schlich und Boich, oder in Rödingen und Mündt die Welt der Germanen mit Thing-Stätten und Nibelungen beschworen wird oder bei Ungershausen die Ungarn herbeigepilgert kommen. Auch wenn viele
dieser Herleitungen heute nur noch wissenschaftshistorisch von Interesse sind, so erweist Breuer ihren Urhebern sehr zu Recht seine Reverenz und stellt die wichtigsten Namenforscher, auf die er sich immer wieder bezieht, gleich zu Beginn des Bandes ausführlich vor.
Den Kern und deshalb auch das mit Abstand umfangreichste Element eines jeden Namenartikels bildet schließlich der letzte Block, in dem Breuer seine eigenen Schlüsse aus den vorweg präsentierten Quellen zieht. Dazu skizziert er knapp, aber dennoch ausführlich, die Geschichte des jeweiligen Ortes; ein sehr erfreulicher "Mehrwert", den man sich in dieser Form bei allen namenkundlichen Werken
wünschen würde. Denn so ist der Band, wie schon angedeutet, durchaus als kleine regionale Ortsgeschichte zu lesen. Die anschließende Diskussion der vorgefundendenen Deutungen und die abschließende Begründung der eigenen Ableitung der jeweiligen Ortsnamen ist sehr ausführlich und in der berücksichtigten Materialfülle geradezu vorbildlich. Jede einzelne Etymologie gerät hier zu einem Kabinettstück rheinischer Ortsnamenkunde.
Hervorzuheben ist, dass Breuer grundsätzlich sehr vorsichtig formuliert, unsichere Deutungen keineswegs verschleiert und allzu phantasievollen Etymologien in der Regel eine deutliche Absage erteilt. So verwirft er z.B. beim ON Merberich den für die "klassische" rheinische Namenkunde typischen Ansatz, hier einen der berühmten -acum-Namen sehen zu wollen und verweist dagegen auf die Überlieferung, die gerade in den alten Belegen durchweg das Grundwort -bach zeigt. Damit ist gleichzeitig ein kleines aber durchaus interessantes Rätsel einiger weniger zentralrheinischer Ortsnamen angesprochen, der anscheinend unmotivierte Wechsel des Grundworts -bach zu -berg. Diesen Wechsel erkennen wir z.B. auch beim ON Bardenberg in der Mitte des 16. Jahrhunderts [2] und vielleicht auch bei Morsbach (bei Würselen)[3] und damit etwas früher als bei Merberich, wo der erste -berg-Beleg erst aus 1715 datiert. Breuer führt auch ein Beispiel aus dem Kreis Aachen für die umgekehrte Variante an: Forensberg (1125 Fornebach). Diese seltsame Erscheinung macht die Deutung der Ortsnamen nicht leichter und entsprechend vorsichtig formuliert Breuer bei Merberich auch, das er als "Sumpfgebiet am Berg" erklärt.
Wie geradezu reflexartig die ältere Namenkunde jedweden auf -ich auslautenden Namen in einen -acum-Ortsnamen umdeutete, zeigt Breuer auch sehr anschaulich am Beispiel des ON Stetternich und führt gleichzeitig vor, wie methodisch eine exakte Analyse der Altbelege auszusehen hat. So erklären alle vorliegenden Namendeutungen den ON als *Stertiniacum, dem der lateinische Personenname Stertinius zu Grunde liegen soll, und ignorieren damit die Überlieferung, die bis ins 16. Jahrhundert nur die n-losen Formen Steterich oder Stetterich erkennen lässt. Dies macht die neue von Breuer vorgeschlagene Herleitung viel wahrscheinlicher, die als Grundwort -rich ("Bereich"; denkbar wäre auch ein abgeschliffenes -berg) annimmt und den ON als *State-rich ("Hochufer") deutet, was durchaus auch der Realprobe standhält.
Auch eine ganze Reihe anderer -acum-Zuschreibungen erscheinen in der Gesamtschau Breuers zu Recht entweder als nicht unbedingt sicher (Gürzenich, Pommerich) als äußerst zweifelhaft {Vilvenich, Köttenich) oder gar völlig unwahrscheinlich (Morschenich, Gertzen). Damit hält er sich strikt an die Regel, die Paul Derks, der wie kein zweiter in den letzten Jahren mit namenkundlichen Legenden vor allem im nördlichen Rheinland aufgeräumt hat, nicht müde wird zu betonen: "Als strenger methodischer Grundsatz hat also zu gelten, dass ohne zwingenden Grund keinem Ortsnamen ein höheres Alter zuzusprechen ist, das Jahrhunderte über die älteste Bezeugung zurück führt. Vage Mutmaßungen, gerade auch wenn sie in der Form von Tatsachen-Behauptungen auftreten, führen nur zu Zirkelschlüssen, die die Fachleute und die Laien beirren."4] Überall da, wo Breuer den gesicherten interpretatorischen Boden verlässt und sich an Spekulationen wagt, was ja durchaus auch das Salz in der Suppe namenkundlicher Forschung ist, werden Mutmaßungen als solche gekennzeichnet und somit vor allem namenkundliche Laien vor allzu gefährlichem Glatteis gewarnt.
Die werden bei der Lektüre dieses gewichtigen Bandes allerdings sehr schnell feststellen, dass jeder Herleitung, ob gesichert oder eher auf Vermutungen beruhend, immer ein ausgedehntes und mühseliges Quellenstudium vorausgeht, dessen Umfang bei 370 Ortnamen sich der Rezensent gar nicht vorstellen möchte und sich ein Laie gar nicht vorstellen kann. So fällt z.B. beim ON Boisdorf beim flüchtigen Abgleich mit Heinrich Dittmaiers bekannten Werk zu den Ortsnamen auf - dort und -heim auf, dass die dort zitierten Belege, die dessen Deutung begründen, in Breuers Liste sämtlich fehlen, was um so bedeutsamer ist, weil darunter auch der bei Lacomblet verzeichnete Erstbeleg von 1226 ist. Doch Breuer kann zeigen, dass die "von Dittmaier zitierten Altnachweisungen keineswegs eindeutig auf unser Boisdorf zu beziehen" sind und deshalb der Personennamenstamm Bugi als Bestimmungswort eher unwahrscheinlich ist.
Und dies ist nur ein Beispiel dafür, wie "bedeutsam" im wahrsten Sinn des Wortes gründliche Quellenkritik ist.
Breuer führt dies bei vielen Gelegenheiten virtuos vor und demonstriert damit nachdrücklich, dass ohne Anwendung der klassischen Werkzeuge des Historikers Herleitungen von Ortsnamen notwendig Spekulation bleiben. Schöne und für nachwachsende Namenforscher sowohl illustrative wie lehrreiche Beispiele sind etwa die Quellendiskussionen in den Artikeln Heimbach (wo der "frei erfundene" Zeuge Graf Richezo de Hengebach seinen Auftritt hat), Welldorf, Stockheim, Rurdorf, Merzenich, Niederzier, Eggersheim, Rölsdorf oder
Oberbollheim, um nur einige wenige zu nennen.
Selbstverständlich nehmen die großen namenkundlichen Debatten um die prominenteren Ortsnamen wie Düren (hier wird noch einmal ausführlich die Marcodurum-Problematik vorgestellt) oder Jülich auch bei Breuer entsprechenden Raum ein, aber da hier der Diskussion eigentlich keine neuen Erkenntnisse mehr abgerungen werden können, laden gerade die Artikel zu den Namen kleinerer und nicht so bekannter Orte viel mehr zum Schmökern und Entdecken ein. So überrascht die Deutung des ON Gertzen als sekundärer Siedlungsname (aus dem Gewässernamen *Gerce), weil damit auch eine Neubewertung des traditionell als - acum-Namen gedeuteten ON Gürzenich möglich wird. Allerdings zeigen die vielen "vermutlich", dass hier doch allzu viele Annahmen eine sichere Ableitung verhindern, zumal der reale Nachweis eines Gewässers noch aussteht.
Beim ON Vlatten schlägt sich Breuer wohl zu Recht auf die Seite der Gewässernamenfraktion und bringt ein mehrfach nachgewiesenes Stammwort *flad ins Spiel, das in diesem Zusammenhang zwar neu, aber, weil eigentlich nur in Norddeutschland produktiv, von ihm selbst - ebenfalls mit Recht - mit einem "vielleicht" bedacht wird. Auch beim ON Germeter favorisiert er den erstmals von Dittmaier ins Spiel gebrachten isolierten Gewässernamen mit einem Grundwort *mude ("Mündung") und führt dann als neuen Ansatz für das Bestimmungswort die Wurzel *kar ein, die man in einigen europäischen Toponymen zu erkennen glaubt Mit Vilvenich verschwindet ein weiterer Ort von der -acum-Namenkarte; den ON deutet Breuer als "Weidenfeld" (*Felven-esch), was schon Wilhelm Kaspers diskutiert hatte. Völlig neu ist auch die Deutung des ON Serrest als einen ursprünglichen -apa-Gewässernamen, was bei den überlieferten Altbelegen auf den ersten Blick doch überraschend ist.
Den ON Boslar erklärt Breuer zwar als klassischen -lar-Namen, er lehnt allerdings die bislang anerkannte Deutung des Bestimmungswortes als Waldbezeichnung Busch mit der Begründung ab, im Althochdeutschen sei das Wort erst im 12. Jahrhundert aufgetaucht. Er favorisiert dagegen als Bestimmungswort Buchs, die aus dem lateinischen BUXUS entlehnte Bezeichnung für das bekannte immergrüne Gewächs.[5]
Sehr zu begrüßen ist, dass Breuer grundsätzlich von allzu fantasievollen Deutungen Abschied nimmt und immer bemüht ist, möglichst einfache, auf die regionale Sprachgeschichte rekurrierende Erklärungen zu suchen. So wie er die Zahl der -acum-Namen deutlich reduziert, lässt er auch kaum eine der in der alten rheinischen Ortsnamenkunde so beliebten Ableitungen aus römischen Matronennamen oder gar den Namen keltischer Muttergottheiten gelten. Dies gilt z.B. für den ON Hambach, der oft aus dem keltischen Göttinnennamen HAMAVEHAE erklärt, und für den ON Ellen, der auf die Matrone HELLIVESA zurückgeführt wird. Ähnlich ergeht es den Deutungen, die Ortsnamen mit fränkischen Stammesnamen in Verbindung bringen. So bestimmt Breuer den ON Huchem, der in der älteren Literatur noch als "Wohngebiet der Chauken" gedeutet worden ist, schlicht als "hoch gelegenen Wohnplatz", den ON Selgersdorf, von Kaspers mit den Salfranken verknüpft, als
einen Ort, der "mit Sal-Weiden bestanden" ist.
Diese Tendenz zu einfacheren, auf den volkssprachigen Grundlagen beruhenden Deutungen, durchzieht erfreulicherweise das gesamte Werk. Lediglich bei den - oft nur angenommenen - Hydronymen (z. B. Embken, Wenau, Müntz), handele es sich auch um noch so kleine oder unbedeutende Gewässer, und dabei vor allem bei Namen mit n-Ableitungen (z. B. Eilen, Ellen, Ederen), erkennt Breuer regelmäßig "voreinzelsprachige", keltische oder indogermanische Stämme.[6] Diese wohl auf H.
Krähe zurückgehende automatisierende Identifizierung als alt-europäische Flussnamen sollte in Einzelfällen doch noch einmal einer eingehenden Prüfung unterzogen werden, gilt es doch heute als sicher, dass z.B. das Bilde-Element -n- noch lange im Germanischen weiter gelebt hat (siehe die Flussnamen Laupe, Sieg, Dill).[7]
Aber bei einer so imposanten Fülle von Namen, wie sie in diesem umfangreichen Werk behandelt, bei derart vielen Fakten, wie sie hier präsentiert werden, bleibt es nicht aus, dass die Lektüre in Einzelfällen zu alternativen Schlussfolgerungen oder auch Fragen führen kann: So scheint es nicht ganz so schlüssig, das Bestimmungswort im ON Düppelsmühle zur rheinischen Wortfamilie um Tippel zu stellen, da dies zum einen der Anlaut erschwert, zum anderen die Bedeutung "Baumgipfel" geographisch sehr eingeschränkt ist. Auch Dittmaier (Anmerkung 45) behauptet das nicht. Der bergtechnische Begriff Schnorre, der dem ON Schnorrenberg zugrunde liegen soll, ist nirgendwo belegt (Was spricht gegen die Deutung von Dittmaier?). Die Ableitung der ON Kofferen und +Kuffheim aus Kofen/Koben ist deshalb problematisch, weil das Wort gerade nicht im Rheinland heimisch war und ist. Der im Artikel zum ON Inden genannte ON Schweilbach hat angesichts der Altbelege wohl nichts zu tun mit dem Verb "schwellen",[8] und auch die Argumentation gegen das Bestimmungswort "Wiese" beim ON Wissersheim ist nicht unbedingt einleuchtend, denn mhd. wise fordert nicht unbedingt den Langvokal.
Wenn es nicht gerade den Spaß an der Namenkunde ausmachte, so verböte sich angesichts der vorbildlichen Methodik und beeindruckenden Materialfülle, die das Werk auszeichnen, eigentlich jegliche Diskussion. Allein ein Blick in das sehr umfangreiche Register zeigt, dass "Die Ortsnamen des Kreises Düren" weit über die Kreisgrenzen ausstrahlen. Durch die unzähligen Vergleichs- und Parallelformen, die Breuer in bester namenkundlicher Tradition zu jedem von ihm behandelten Namen bietet, ist ein Lexikon entstanden, das nicht nur den Bewohnern des Kreises, sondern wirklich allen namenkundlich interessierten Rheinländern und Rheinländerinnen nur ans Herz gelegt werden kann. In der Bibliothek des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte wird es in Zukunft ein unverzichtbares Nachschlagewerk bei allen namenkundlichen Anfragen sein.
Und wenn weiter oben davon gesprochen wurde, dass das Werk zum Schmökern einlädt, so ist das durchaus ernst gemeint gewesen. Auch wenn Günter Breuer virtuos demonstriert, welch anspruchsvolle Wissenschaft er vertritt, so wird jeder, der sich auf die Lektüre einlässt, den Band immer wieder zur Hand nehmen, um dem Autor auf seiner Reise durch die rheinische Ortsnamenlandschaft zu folgen. Entdeckungen und Aha-Erlebnisse sind garantiert. Der Kreis Düren kann um diese umfangreiche, ausführliche und vorbildliche Bestandsaufnahme nur beneidet werden. Dem Rezensenten bleibt abschließend nur, vor dieser imposanten namenkundlichen Schau den Hut zu ziehen: Chapeau!
BONN
PETER HONNEN
[1]Ders.: Die Siedlungsnamen der Stadt Herzogenrath. Ein Beitrag zur Namenkunde. Aachen 2000; ders.: Würselener Straßen in Vergangenheit und Gegenwart. Würselen 1993; ders.: Aquisgranum...von den warmen Wassern. Siedlungsnamen der Stadt Aachen. Ein Beitrag zur 3. Aachen 2003.
[2]Walter Hoffmann: Von Wormsalt zu Würselen, von Moresbrunno zu Morsbach. Zur Geschichte der Siedlungsnamen Würselens. In: Margret Wensky/Franz Kerff (Hrsg.): Würselen. Beiträge zur Stadtgeschichte Band 1, Köln 1989, S. 187-218, S. 193.
[3]Ebenda, S. 202.
[4]Paul Derks: Die Siedlungsnamen der Gemeinde Weeze am Niederrhein. Sprachliche und geschichtliche Untersuchungen. Mit einem Ausblick nach Geldern und Goch. Weezer Archiv Band 1 (Schriftenreihe der Gemeinde Weeze), Weeze 2006, S. 12.
[5] Es ist allerdings die Frage, ob der alleinige Rekurs auf das Althochdeutsche bei der Geschichte der zentralrheinischen Ortsnamen unbedingt immer zielführend ist (zumal bei Buchs ähnliche Probleme auftauchen). So findet ein Blick nach Belgien z.B. für den Ortsnamen Dikkebus den Altbeleg Thicabusca schon aus dem Jahr 961 (www.debrabandere.eu/fr/genealogie/3fr111_drik_ypres_ieper_dikkebus.html).
[6]Hier ist anzumerken, dass sich Wurzeletymologien zu indogermanischen Rekonstrukten heute bei Verbal- und Nominalwurzeln nicht nur auf das Indogermanische Wörterbuch von Pokorny berufen, sondern jüngere Nachschlagewerke zitiert werden sollten: H. Rix: Lexikon der indogermanischen Verben. Die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen, Wiesbaden, 2. Aufl. 2001. D.S. Wodko/B. Irslinger/C. Schneider: Nomina im indogermanischen Lexikon, Heidelberg 2008.
[7]Siehe Paul Derks: Von der Anger bis zum Schwarzbach. Die Gewässernamen des Düsseldorfer Stadtbezirks 5. Beiheft zum Heimat-Jahrbuch Wittlaer, Band 3, Ratingen 2002, S. 32f.
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