Judith Rosta, Manfred V. Singer Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses – Eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols - unter Mitarbeit von Peter Feick ISBN: 978-3-8322-7222-7 Prijs: 19,80 € / 39,60 SFR |
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Die Stiftung „Biomedizinische Alkoholforschung" (mit Sitz an der 2. Medizinischen Universitätsklinik in Mannheim) legt ein schmales Büchlein vor, welches einer wichtigen Zielsetzung der Stiftung gerecht wird, indem es das „rechte Maß" in der Abgrenzung vom Übermaß des Alkoholkonsums behandelt. Manfred V. Singer, Internist und Klinikchef in Mannheim und im benachbarten Heidelberg, hat die Soziologin und Philosophin Judith Rosta und den Biologen Peter Feick als Mitautoren für dieses ausgezeichnet ausgestattete Bändchen gewonnen, das in aller Bescheidenheit nicht nur eine „kleine Kulturgeschichte des Alkohols", sondern dazu eine echte Anthropologie des rechten Alkoholgenusses vorlegt. Schon der historische Rückblick ist sehr informativ, wenn man lernt, dass bereits im alten Mesopotamien das Bier aufgrund seines nutritiven Stellenwertes als Hauptnahrungsmittel bezeichnet wurde (3000 v. Chr.). In Ägypten war der Wein im 4. Jahrtausend vor Christus ein Luxusgetränk, das den gehobenen Kasten vorbehalten war. In Europa (Kreta, mykenische Kultur) findet sich der Alkohol viel später (2. Jahrtausend v. Chr.), um erst um etwa 800 v. Chr. in Italien zu „landen". Etwa zur gleichen Zeit finden wir dann die Bezüge zum Wein in Palästina, damit in den Schriften des Alten Testaments. Im Neolithikum war offensichtlich in unseren Breiten die Produktion von Brot und Bier an dieselben Produktionsstätten gekoppelt, sodass auch hier der Nahrungscharakter des Bieres klar zum Ausdruck kommt. Später gewinnt der Alkohol Bedeutung in der alten Medizin (Bier als Klysma, Wein zur Schmerzbekämpfung, dies bis vor 100 Jahren!). Die römische Soldateska erhielt Weinzuteilungen, um sich gegen Infekte zu schützen. Immer schon war der Wein in religiöse Praktiken involviert (Ägypten), wobei die Frauen vom Alkoholkonsum zumindest bei den Römern ausgeklammert waren. Frühe Reglementierungen des Alkoholkonsums finden sich bei den Ägyptern und in Mesopotamien, wo eigene Schankstätten eingerichtet wurden. Auch Plato (wie bekannt dem „Symposion" nicht abgeneigt) verbietet den Alkohol für junge Knaben und für Frauen im gebärfähigen Alter. In der Folge kommt es zu den bekannten Anwendungen von Wein und anderen Alkoholika zum Zwecke des Genusses, aber auch der Rauscherzeugung. Ein geordneter Weinkonsum findet seinen Platz in der Unterstützung des sozialen Gefüges, von Ritualen und zum Beweis eines gehobenen Standes Interessant ist hier zu bemerken, dass bereits ab dem 10. Jahrhundert der Alkoholismus als Krankheit aufgefasst wird. Das hindert aber nicht, dass er in späterer Zeit als strafbare Handlung eingestuft wird. Doch herrscht ab dem 20. Jahrhundert doch die Meinung vor, dass Alkoholismus als Krankheit zu bezeichnen sei. Im frühen 20. Jahrhundert sehen wir massive Antialkohol-Bewegungen im puristisch geprägten Norden und in den USA (Prohibition; gesetzliche Regelungen in Skandinavien), die im katholisch dominierten Mittel- und Südeuropa eigentlich keine Entsprechung finden. Andrerseits registriert man ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, dass die Alkoholfrage praktisch als Problem der Arbeiterschaft gewertet wird. Auch taucht besonders in protestantischen Gemeinschaften der Begriff der Alkohol-„Sünde" immer wieder auf, eine selbstverschuldete Krankheit, zu deren Therapie Pfarrer und Arzt zusammenwirken. In neuerer Zeit ergab sich immer mehr die Kluft zwischen politischen Bestrebungen und der Ökonomie, so wie etwa die Prohibition in den USA (1933), die wegen einer massiven ökonomischen Krise aufgehoben wurde. Seither gibt es wohl Steuer auf Alkoholika, um im Gegenzug Lohn- und Einkommenssteuern zu senken (Skandinavien). Sehr willkommen sollte für den interessierten Laien die kluge Differenzierung des Gebrauches gegenüber dem Missbrauch sein, wie auch die Angaben über den Alkoholgehalt verschiedenster Getränke. Damit unterstützen die Autoren die Selbstverantwortlichkeit des Einzelnen, das rechte Maß zu finden, ein ewig aktuelles Problem seit vorchristlicher Zeit über das Mittelalter bis heute. Das Buch wird ergänzt durch Definitionen des moderaten, noch mit normalen Maßstäben zu rechtfertigenden Alkoholkonsums und der dabei „noch" vertretbaren Handlungsfähigkeit. Als Erläuterung wird das Resultat einer großangelegten Befragung deutscher Bürger mitgeteilt, der zufolge immerhin 10,7 Prozent sich selbst als hochriskante Trinker einstufen. Kurz wird auch die angeblich präventive Rolle des Alkohols (moderater Konsum verhindert koronare Herzkrankheit) erwähnt, endgültige Resultate lägen aber nicht vor, sodass sich keine generelle Empfehlung ableiten lasse. Das Buch schließt mit 10 Regeln aus der deutschen Informationsbroschüre der Stiftung, welche sich auf die tolerierten Mengen bezieht, die Schwellen der Gefahr aufzeigt, insbesondere für Patienten mit diversen Medikamenten und deren potentielle Interaktion mit Alkoholkonsum. Die Abbildungen sind gut gewählt, viele von ihnen farbige Reproduktionen, der Druck und die Qualität der Ausgabe sind vorzüglich, was die Lektüre zusätzlich erleichtert. Man ist erfreut über etwa 200 griffige Literaturzitate, welche die Gediegenheit der Recherche der Autoren bei der Erstellung des Textes unterstreicht. Das Buch, primär an den interessierten Laien gerichtet, aber voll gepackt mit medizinischer Information, ist als wertvolle und auch angenehme Lektüre geeignet, dem immer wieder beschworenen „Teufel Alkohol" auch ein paar anthropologisch-wertfreie Seiten abzugewinnen. | |
Bron: A. Sorge, Imago Hominis Band 16, Heft 3 / 2009, S. 257-259 | |
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Judith Rosta, Manfred V. Singer Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses – Eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols - unter Mitarbeit von Peter Feick ISBN: 978-3-8322-7222-7 Prijs: 19,80 € / 39,60 SFR |
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Eine kulturgeschichtliche Darstellung des Alkohols von der prähistorischen Zeit um 6000 vor Christus bis in die Gegenwart berührt die verschiedensten gesellschaftlichen Aspekte: Kultur, Moral, Religion, Wirtschaft, Gesundheit und Recht. Die Komplexität umfassend und fachlich fundiert, aber dennoch in kurzer Form und gut verständlich zu präsentieren, ist Manfred Singer und Judith Rosta in weiten Teilen gelungen. Die wissenschaftlichen Aussagen werden zusätzlich mit übersichtlichen Tabellen unterlegt. Die Kapitel streifen die Verwendung von Alkohol als Medizin, Bestandteil ritueller Feste und Mysterienspiele, als Wirtschaftsfaktor und Katalysator der Geselligkeit. Aber auch die negativen Folgen des Missbrauchs werden ausgebreitet: Trunksucht als Sünde und Laster; Alkoholismus und volkswirtschaftliche Schäden sowie seine moderne Bewertung als Krankheit im Antagonismus zur moralischen Schwäche des Getunkten. Da wesentliche Erkenntnisse des Buches auf der Doktorarbeit von Judith Rosta fußen, ist der Ton manchmal etwas formal und didaktisch. Bei aller Ernsthaftigkeit der Materie, ein wenig mehr augenzwinkernder Charme hätte dem rechten Lesegenuss gutgetan. | |
Bron: Mixology, issue 2/2010, April/Mai, S. 77 | |
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Judith Rosta, Manfred V. Singer Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses – Eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols - unter Mitarbeit von Peter Feick ISBN: 978-3-8322-7222-7 Prijs: 19,80 € / 39,60 SFR |
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„Es riecht nach Bier von Hamburg bis Wien, es riecht nach Bier, wo immer ich bin. Es riecht nach Bier von London bis Prag, trink doch mit mir, weil ich dich so mag", heißt es in einem Chanson von Jacques Brel. Alkohol begleitet die Menschheit seit langem. Mal ist er Nahrungsmittel, Durstlöscher, Bestandteil religiöser Feste oder Arznei -Alkohol wurde über den Lauf der Jahrhunderte vielfältig ein gesetzt. Noch bis in die 30er Jahre unseres Jahrhunderts hinein, hatten alkoholische Getränke in Europa eine zentrale Stellung zur Erhaltung der Gesundheit und waren zentrale Bestandteile der Krankenbehandlung. Das ist eines der Ergebnisse des Mannheimer Internisten Professor Dr. Dr. h.c. mult. Manfred V. Singer und seiner früheren Mitarbeiterin Dr. Judith Rosta. Die Autoren wandelten auf den Spuren des Gebrauchs von Alkohol und haben ihre Ergebnisse in dem Buch „Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses - Eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols" festgehalten. Was sie durch ihre Recherchen zutage brachten, dürfte hie und da selbst einen Kenner der deutschen Geschichte verblüffen. So fanden Sie heraus, dass die Betriebskrankenkasse „Krupp" noch um 1900 11.000 Liter medizinischen Wein auf Rezept ausgab. Zurzeit des Preußenkönigs Friedrich I wurden gar bis zu acht Liter Wein am Tag für eine „Wein-Kur" an einen Patienten verabreicht. Soweit die Spitzen des medizinischen Gebrauchs von Alkohol im Laufe der Geschichte. Dass Bier nahrhaft ist, wird klar, wenn man sich den einen oder anderen „Bierbauch" anschaut, auf den manch einer heute noch stolz ist und ihn wie ein Statussymbol vor sich hin trägt. Der Genuss alkoholischer Getränke war tatsächlich beides: Nahrungsquelle und Statussymbol. Bier gab es anscheinend schon im 4. Jahrtausend vor Christus. Sicher weiß keiner so genau, wie Bier und Wein im 3. Jahrtausend vor Chr. in der Region um den Euphrat, Nil und Indus schmeckten. Sicher aber ist, dass Bier als Nahrungsmittel und Lohnbestandteil eingesetzt wurde. Während Tempelarbeiter täglich einen Liter Bier bekamen, erhielten Oberpriester fünf. Alkohol trinken war von jeher auch ein Symbol der Gemeinschaft. Sehr oft und über Jahrhunderte hinweg, wurde der Gemeinsinn mit heftigen Trinkgelagen besiegelt. Auch das christliche Gebot der Mäßigkeit hatte darauf lange Zeit keinen Einfluss. Schon gar nicht in Deutschland, will man meinen. „Sie trinken Tag und Nacht, bis sie voll und wieder nüchtern werden; wer im trinken ihr aller Meister ist, der empfängt nicht aller Lob, sondern Lohn und einen Kranz dafür. Wer nicht mitsäuft, der packe sich.", schrieb Sebastian Franck von Wörd (1567) über die Unmäßigkeit der Sachsen. Erst mit dem 19 Jahrhundert beginnt man in der westlichen Welt dem Alkohol auf breiter Front den Kampf anzusagen, ohne dass man ihn bis heute gewonnen hätte. Noch gegenwärtig gelten Abstinenzler ebenso als Abweichler wie starke Trinker. Was aber ist das rechte Maß? Auch davon berichtet dieses wundervoll und verständlich geschriebene sowie reichlich bebilderte Buch. Zum Schluss diskutiert es die Definitionen des potenziell risikofreien Alkoholkonsums und geht auf die gesundheitsschädigenden Folgen des Alkoholmissbrauchs ein. | |
Bron: Stephanus Parmann, Buckower Prisma Nr. 51, S. 29-30, November 2009 | |
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Judith Rosta, Manfred V. Singer Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses – Eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols - unter Mitarbeit von Peter Feick ISBN: 978-3-8322-7222-7 Prijs: 19,80 € / 39,60 SFR |
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Auf dieses Buch wurde ich aufmerksam durch eine Besprechung in der Süddeutschen Zeitung am 27.01.2009. Darin arbeitet sich der Rezensent über Gerhard Polt und den Gilgamesch-Epos vor zu diesem aktuellen Buch und bemerkt, dass die Kulturgeschichte des Alkohols immer zugleich eine Geschichte seiner Tabuisierung wie seiner Verherrlichung sei. Im Vorwort, das wie im Übrigen das gesamte Buch, in Großdruckbuchstaben geschrieben ist, sodass die Lektüre für altersschwache Augen das reinste Vergnügen ist, wird darauf hingewiesen, dass das Buch sich an interessierte Laien wendet, die sich sachlich über die folgenden Themen und die Zusammenhänge informieren möchten: wo zum Beispiel die Anfänge des Konsums alkoholischer Getränke lägen, wie, warum und von wem Alkohohl verwendet worden sei, welches die Folgen des Alkoholkonsums gewesen seien, welche Regulierungsversuche und Strategien es in einzelnen Epochen gegenüber dem Alkoholkonsum gegeben hätte. Wir erfahren, dass vor etwa 12 000 Jahren eine der grundlegenden und faszinierendsten Veränderungen der Menschheit stattgefunden hat, nämlich der Übergang vom Leben des Jägers und Sammlers zur sesshaften Lebensweise des Hirten und Bauern. Erst durch das Sesshaftwerden konnte man die Erfahrung machen, dass vergorene Früchte nicht nur faulig schmecken, sondern, in großen Mengen genossen, einen Rausch bewirken können und schließlich durch die Entwicklung landwirtschaftlicher Methoden die Ermöglichung der Herstellung gegorener Getränke auf breiter Basis möglich wurde. Historisch werden dann die Jahrtausende, auch mit schönen, eindrücklichen Illustrationen, durchforstet im Hinblick auf die Konsumentenverhaltensweisen und zudem auch vielerlei Vorteile des Alkoholkonsums aufgelistet, u.a. dadurch, dass das Quantum Rotwein für die am Zweiten Weltkrieg teilnehmenden italienischen Soldaten verhindert haben könnte, dass sie Darminfektionen, wie Typhus und Ruhr erlitten hätten. Absonderlich scheint unsereins, nicht, dass der Rausch Ausdruck der Lebensfülle und ein Mittel, um sich in Ekstase zu versetzen war, sondern dass als Merkmal des Rausches das Erbrechen galt, ein aus unserer Sicht nicht sonderlich erbaulicher Vorgang. Immer wieder erfreut einen die reichhaltige bildnerische Untermalung des Textes bis zur Darstellung der inzwischen vermutlich aus der Mode gekommenen Methode, dass bei den Germanen die gleiche Menschengruppe einen Vorschlag zweimal besprechen musste, einmal angetrunken und einmal nüchtern. Wenn man nüchtern auch noch einverstanden war, führte man den Beschluss aus, sonst ließ man ihn fallen. Eine Fülle von Gedichten und literarischen Textstellen lockert das Buch auf, schließlich kommen aber auch Antialkoholbewegungen zu Wort, kurzum, eine abwechslungsreiche, informative, weiterbildende Darstellung der Kulturgeschichte des Alkohols. | |
Bron: Gunther Kruse, Sozialpsychiatrische Informationen 4/2009, 39. Jahrgang, S. 54 | |
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Judith Rosta, Manfred V. Singer Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses – Eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols - unter Mitarbeit von Peter Feick ISBN: 978-3-8322-7222-7 Prijs: 19,80 € / 39,60 SFR |
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Seit Jahrtausenden haben Menschen aus verschiedenen Gründen Alkohol getrunken und sich mit seinen erwünschten und unerwünschten Wirkungen auseinandergesetzt. Darstellungen auf Statuetten, Modellen und Malereien sowie Inschriften informieren detailliert darüber, wie man die verschiedenen Sorten alkoholischer Getränke herstellte, wie sie schmeckten, welche Eigenschaften und Wirkungen sie hatten, welche Sorte für welche Begebenheit bestimmt war und welches Getränk von welcher gesellschaftlichen Schicht konsumiert wurde. Das reich bebilderte Buch spürt den Ursprüngen und dem Gebrauch gegorener Getränke ab der Antike nach und verfolgt die Entwicklung über verschiedene Epochen hinweg bis in die Gegenwart. Abschließend finden die Leser Regeln für einen verantwortungsvollen Umgang mit alkoholischen Getränken. | |
Bron: konturen 1/2-2009 Seite 72 | |
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