Roberto Daunis Über Rom zu Luther Autobiographisches und Theologisches einer Priesterkonversion ISBN: 978-3-8322-1511-8 Prijs: 24,80 € / 49,60 SFR |
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Titel wie Untertitel sind treffend gewählt! Das Buch ist eine hilfreiche Lektüre, um das Wesen der katholischen wie der evangelischen Konfession zu verstehen und ihre Unterschiede zu erkennen. So gesehen ist diese Arbeit auch ein hoch aktuelles Buch in der Diskussion um das Kirchenverständnis von Papst Benedikt! Der Autor stammt aus Argentinien, wo er auch Theologie studiert hat in dem strengen Reglement des südamerikanischen Katholizismus und in der fast klösterlichen Abgeschiedenheit eines Priesterseminars. Nach seiner Priesterweihe geht er zu weiteren Studien nach Rom, dem Zentrum der Papstkirche. Dort erhält er einen tiefen Einblick in seine Kirche, die er zunehmend kritisch betrachtet. Typisch für eine dogmatische Kirche und ihre Glieder ist es, dass er sehr früh den Spitznamen »der Ketzer« bekommt. Wer zuviel fragt, der gilt sehr schnell als Abweichler. An der päpstlichen Universität Gregoriana promoviert Daunis über das Thema Überlieferung. Die Thematik fuhrt ihn zugleich in die wesentliche Struktur seiner Kirche ein: Die römische Kirche sieht sich selbst als die eigentliche Überlieferung, aus der die Schrift erst später hervorgegangen ist. Sie Schrift ist zweitrangig, die Kirche ist zuerst. Daunis´ Doktorvater bringt dies auf den Punkt: «Stellen Sie klar heraus, dass es in der Lehre über die Kirche einen Qualitätsunterschied zwischen Katholiken und Nichtkatholiken gibt. »Die geheiligte Überlieferung, von der wir reden, ist unantastbar. Sie betrifft die Sakramente, das Bischofsamt, das Papstamt und die definierten Dogmen.« (216) In Rom kommt Daunis nicht nur diese eben zitierte römische Aussage in Bezug auf die Überlieferung zur Kenntnis, sondern er begegnet auch dem Denken Martin Luthers. Davon erzählt er seinem Doktorvater. Dieser präzisiert die oben genannte Aussage noch: »Zuerst war die Tradition und erst später kamen die Schriften des Neuen Testaments. Das Neue Testament ist also aus der Mitte der Kirche entstanden und nicht umgekehrt«. (306) Hier hat man in nuce eine Wesensbeschreibung des römischen Denksystems! Daunis´ Buch gliedert sich in zwölf Kapitel. Jedem Kapitel wird eine Farbe zugeordnet, die diesen Entwicklungsschritt symbolisch" erklären soll Wer das Buch liest, wird eingeführt in die südamerikanische Mentalität und die dort gelehrte konservative Theologie. Die LeserInnen werden aber auch mitgerissen in eine lebendige Schilderung eines suchenden Theologen, der langsam immer deutlicher wahrnimmt, wie diese seine Kirche nicht im eigentlichen Verständnis katholisch, sondern im Bann des römischen eingeschlossen ist. Es ist eben typisch, dass ein neuer Papst angekündigt wird mit »cardinalis sanctae ecclesiae romanae«. Sie, diese Kirche, ist wirklich eine römische Kirche, d.h. sie definiert sich aus dem Römischen her. Beim Lesen des Buches wird einem deutlich vorgeführt, wie ein Theologe, der aus der konservativen Theologie in Südamerika kommt und im Zentrum seiner Kirche in Rom nachdenklich wird aufgrund der römischen Denkvoraussetzungen und wie er sich von diesen entfernt. In einer späteren Schrift hat Daunis seinen Weg und seine Erkenntnis noch einmal und kürzer dargestellt (»Evangelisch fühlen und katholisch denken - Einsichten und Erfahrungen eines ökumenischen Grenzgängers«, Shaker Verlag 2005). 1962 tritt Daunis aus seiner römischen Kirche aus, aber er verbannt nicht alles aus seinem Denken, denn das Katholische will er doch behalten. In Bayern, wohin er von Rom geht, studiert er lutherische Theologie und wird später ordiniert. Ein hinreißend geschriebenes Buch eines suchenden Theologen, das man gerne den Theologen und nicht nur diesen (!) empfehlen kann. | |
Bron: Klaus Völkers, Deutsches Pfarrerblatt 7/2008, S. 385-386 | |
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