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Oda Steudel Lesen lernen leicht gemacht 11. Auflage Viele intelligente Kinder haben ein anfängliches Leseproblem. Sie können sich einzelne große oder kleine Buchstaben nicht merken oder sie verwechseln Buchstaben und Laute. Manche Kinder können Buchstaben nicht zusammenziehen oder sie kommen mit der Leselernmethode in der Schule nicht zurecht. "Lesen lernen leicht gemacht" ist eine praktische Leselernhilfe. Mit diesem Buch lernt das Kind lesen, ohne dass es schreiben muss. Die Leselernhilfe dient als Hilfestellung und Unterstützung auf dem Weg zum Lesenlernen und sie kann ergänzend und unabhängig vom Unterricht verwendet werden. Mit nacheinander eingeführten Buchstaben, lustigen Geschichten und Übungen wird aus dem Leseanfäger ein begeisterter Leser. "Mo", der freche kleine Junge mit der Baseballkappe und den Turnschuhen kennt die Probleme beim Lesenlernen, das Verwechseln von Buchstaben und die Mutlosigkeit vieler Kinder, wenn die Lernmethode in der Schule nicht zum gewünschten Erfolg führt.Deshalb begleitet er die Buchstabenneulinge, vertieft die 42 Buchstaben und Laute intensiv in jeweils abgeschlossenen Einheiten und Geschichten. Und nach und nach, erlebt jedes Kind mit Begeisterung: Lesen kann toll sein! Quelle: Karlsruher Kind, September 2010, S.27 |
Recensie: 08.12.2010Karlsruher Kind, September 2010, S.27 Reeks: Pädagogik Oda Steudel - Lesen lernen leicht gemacht11. Auflage 978-3-8322-3397-6 Viele intelligente Kinder haben ein anfängliches Leseproblem. Sie können sich einzelne große oder kleine Buchstaben nicht merken oder sie verwechseln Buchstaben und Laute. Manche Kinder können Buchstaben nicht zusammenziehen oder sie kommen mit der Leselernmethode... » meer |
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Oda Steudel Lesen lernen leicht gemacht 11. Auflage A,B,C,D,E... Das Buch der Autorin Oda Steudel ist eine praktische und zusätzliche Leselernhilfe und unterstützt Eltern und Erzieher. Das Kind findet in diesem großen, dicken Buch einprägsame und anschauliche Merkhilfen für alle Groß- und Kleinbuchstaben. Das Kind lernt ohne Vorkenntnisse mit der Lesebegleitfigur Mo lesen, ohne dabei schreiben zu müssen. Das Besondere: In übersichtlich gestalteten Übungen und Geschichten, in denen nacheinander alle Buchstaben eingeführt werden, werden dann jeweils ausschließlich die bereits gelernten Laute verwendet. Die häufige Anwendung des neuen Buchstabens in den Texten intensiviert den Leseerfolg des ABC-Schützens. Liebevoll illustriert ermuntert dieses Buch zum Lesenlernen. Quelle: Mosquito-Magazin, Dezember 2010/ Januar 2011 |
Recensie: 08.12.2010Mosquito-Magazin, Dezember 2010/ Januar 2011 Reeks: Pädagogik Oda Steudel - Lesen lernen leicht gemacht11. Auflage 978-3-8322-3397-6 A,B,C,D,E... Das Buch der Autorin Oda Steudel ist eine praktische und zusätzliche Leselernhilfe und unterstützt Eltern und Erzieher. Das Kind findet in diesem großen, dicken Buch einprägsame und anschauliche Merkhilfen für alle Groß- und Kleinbuchstaben. Das... » meer |
Steffen Kröhnert Sag mir, wo die Frauen sind… Ausprägung und Ursachen geschlechtsselektiver Abwanderung aus den neuen Bundesländern
Abstract: Im Mittelpunkt der Sammelrezension stehen fünf neuere, monographisch angelegte sozial- und kulturwissenschaftliche Studien zu Geschlechterverhältnissen und -konstruktionen im deutsch-deutschen Wiedervereinigungsprozess. Bei aller Verschiedenheit in ihren disziplinären Zugängen zum Untersuchungsgegenstand, in methodologisch-methodischer Hinsicht und in ihren Positionierungen gegenüber den Ergebnissen ist ihnen in ihren Blicken zurück nach vorn auf die Wende eine Fokussierung auf private Geschlechterbeziehungen gemeinsam. Hier zeigen sich, so der Tenor der Publikationen, nach wie vor erhebliche Differenzen in den dominierenden Geschlechterkulturen in Ost- und Westdeutschland, die zugleich auch die asymmetrische Struktur des Beitritts der DDR zur Alt-BRD widerspiegeln. Suchbewegungen zu Gleichheit und Differenz im Ost-West-VergleichDie vertraglich vollzogene Wiedervereinigung der alten Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik jährt sich inzwischen zum 20. Mal. Dieses Ereignis gibt in politischer, sozialer und wissenschaftlicher Hinsicht nach wie vor Anstöße zu Reflexionen über gemeinsame Alltäglichkeiten und wechselseitige Irritationen bezüglich der inneren Einheit Deutschlands. Die deutschsprachige Geschlechterforschung tut sich weiterhin schwer damit, die deutsch-deutsche Vereinigung kritisch aufzuarbeiten, und entsprechende Einlassungen sind vergleichsweise rar. Die im Folgenden besprochenen Publikationen verdeutlichen allerdings, dass die Aufarbeitung von Geschlechterverhältnissen und Geschlechterkonstruktionen im Zuge der Wende noch voll im Gang ist. Die Suchbewegungen zum Verstehen von Gleichheit und Differenz im Ost-West-Vergleich kreisen um die Fragen, welche Frauen in welchem Teil Deutschlands zu welcher Zeit ‚mehr‘ gleichgestellt waren als die anderen, inwiefern der vermeintliche ‚Gleichstellungsvorsprung‘ von Frauen im Osten gegenüber Frauen im Westen auch über die formale Gleichberechtigung hinausging, in welchen sozialen Bereichen er sich wie niederschlug, und schließlich, welche Geschlechterkonstruktionen die jeweiligen politischen und sozialen Verhältnisse hervorbrachten. Der staatlich verordneten ‚Emanzipation von oben‘ in der DDR wird dabei eine auf der sozialen Bewegung der Frauen basierende ‚Emanzipation von unten‘ in der alten Bundesrepublik gegenübergestellt. Einigkeit scheint darin zu bestehen, dass die gegen Ende der DDR erreichte weltweit nahezu beispiellose Erwerbsbeteiligung der Frauen nur einen, wenngleich wichtigen Aspekt der Gleichstellung ausmachte. Unstrittig scheint auch zu sein, dass die Integration von Frauen in die Berufswelt, die hier wesentlich durch staatliche Unterstützung etwa in Form von Kinderbetreuungseinrichtungen ermöglicht wurde, nicht mit einer Egalisierung der geschlechtlichen Arbeitsteilung im Privaten und mit egalitären Geschlechterkonstruktionen einherging. Zunehmend wird dabei in den Analysen der Blick auch auf die Männer gerichtet, auf ihre Interessen am Erhalt ungleicher Geschlechterverhältnisse und auf die mit der Frauenemanzipation einhergehenden Brüche und Krisen in männlichen Identitätskonstruktionen. Den Geschlechterverhältnissen und -konstruktionen in der DDR und in beiden Teilen Deutschlands während und nach der Wende widmen sich die im Folgenden zu besprechenden sozial- und kulturwissenschaftlichen Monographien, die sämtlich neueren Datums sind. Die fünf Bücher unterscheiden sich in ihren disziplinären Zugängen, in methodologisch-methodischer Hinsicht und in den Positionierungen der Verfasser/-innen gegenüber ihrem Gegenstand jedoch erheblich voneinander. In ihrer Zusammenschau entsteht ein facettenreiches Bild von Gleichheit und Differenz der Geschlechterverhältnisse und -konstruktionen im Wiedervereinigungsprozess. Ein (wiedervereintes) Deutschland – zwei GeschlechterkulturenIn ihrer ausgesprochen kenntnisreichen, sorgfältigen und anregenden Studie geht Pamela Heß den Fragen nach, welche geschlechtsspezifischen Konstruktionen in West- und Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung 1989/90 vor dem Hintergrund der Rollenzuschreibungen und Rollenerwartungen im Zusammenhang mit familialen Verpflichtungen wirken, welche Gründe hierfür bedeutsam sein können und welche Implikationen sich daraus für eine Politische Kultur Gesamtdeutschlands ergeben. Sinnvoll erscheint die Konzentration der empirischen Untersuchung auf familiale Verpflichtungen „einerseits aus forschungspragmatischen Gründen und andererseits aus der Überlegung heraus“, dass geschlechtsspezifische Konstruktionen „gerade im Familien- und somit auch im Mutter- und Vaterbild besonders deutlich“ hervortreten (S. 14). Von zentraler Bedeutung für Heß’ Argumentation, dass geschlechtsspezifische Konstruktionen über geschlechtliche Rollenzuschreibungen und -erwartungen sichtbar werden, ist das Konzept der Politischen Kultur. Die Politische Kultur eines Landes bestehe nicht nur aus Werten, Einstellungen und Normen über Politik und politischem Verhalten, sondern auch aus Geschlechterstereotypen; sie konstituiere sich im politischen Sozialisationsprozess, dessen Agenten unter anderem Familie, Schule, Arbeitswelt, Massenmedien, religiöse Einrichtungen, soziale Bewegungen und auch der Staat selbst seien. Der Blick auf die – in beiden Teilen Deutschlands über 40 Jahre hinweg unterschiedliche – politische Sozialisation insbesondere durch staatliche Interventionen ermöglicht nach Heß die Verengung des Verständnisses von Politischer Kultur auf die gesellschaftlichen Einstellungen zum Rollenbild der Geschlechter und auf das Geschlechterverhältnis im Allgemeinen. Vor diesem Hintergrund fragt die Verfasserin, inwieweit sich mit dem Beitritt der ehemaligen DDR zur Bundesrepublik Deutschland und der damit verbundenen institutionellen Übernahme des westdeutschen demokratischen Systems der Systemwechsel für die Bürger der ehemaligen DDR auch auf der Ebene der politischen Einstellungen und Wertorientierungen und damit auch der Geschlechterrollen und Geschlechterverhältnisse vollzogen hat. Die empirischen Untersuchungen basieren zum einen auf der quantitativen Auswertung des Familiensurveys, einer vom Bundesfamilienministerium beauftragten umfragegestützten Familienforschung des Deutschen Jugendinstituts, aus den Jahren 1988/90, 1994 und 2000 und zum anderen auf der qualitativen Inhaltsanalyse der west- und ostdeutschen Zeitschriften SuperIllu, Stern und Gala aus dem Zeitraum September 2007 bis Februar 2008. Den Untersuchungen zufolge weist die innerfamiliale Arbeitsteilung ostdeutscher Familien geschlechtsspezifische Strukturen aus, die den Geschlechtern unterschiedliche Handlungsfelder zuschreiben und dabei das weibliche Geschlecht stärker auf den Bereich der Haus- und Erziehungsarbeit verpflichten. Heß bilanziert ihr Ergebnis: „Die ‚andere‘ Geschlechterkultur in Ostdeutschland bezieht sich zwar auf ein Familienmodell, nach dem beide Eltern erwerbstätig sind und die Kinder vor allem außerhäuslich betreut werden (das Prinzip der privaten Kindheit spielt im Gegensatz zu westdeutschen Familien nur eine untergeordnete Rolle), aber eben nicht auf eine unterschiedliche Vorstellung von Geschlechterrollen.“ (S. 266) Damit orientierten sich die Differenzen zwischen West- und Ostdeutschland in Bezug auf die Geschlechterkultur vor allem an unterschiedlichen Einstellungen zur weiblichen Erwerbsarbeit, zu Erziehung und Betreuung von Kindern, tendenziell auch zur Arbeitsteilung in der Familie. Die Vorstellungen West- und Ostdeutscher über Geschlechterrollen und deren Anforderungen unterschieden sich aber nicht: Frauen seien nach wie vor ungebrochen zuständig für Familien- und Haushaltspflichten, egal ob sie einer Erwerbsarbeit nachgingen oder nicht. Der Wirkungskreis der Männer habe sich dagegen nicht verändert – Erwerbsarbeit sei noch immer die Hauptverpflichtung der Männer. Angesichts des sich vollziehenden Institutionenwandels in Ostdeutschland – Abbau der Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen in Richtung auf Teilzeiterwerbstätigkeit, Rückbau der staatlichen Infrastruktur der Kinderbetreuung – kann sich Heß vorstellen, dass sich das Familienmodell aus der DDR dem westdeutschen Familienmodell annähern könnte. Denkbar sei, dass Frauen auch in den neuen Bundesländern ihre berufliche Laufbahn für ein Kind kurzzeitig unterbrechen und danach in Teilzeit arbeiten. Nicht denkbar hingegen sei, dass Männer ihre Karriere für den Kinderwunsch aufgeben – weder in Ost- noch in Westdeutschland. Die ostdeutschen Männer beteiligten sich zwar tendenziell häufiger als westdeutsche Männer an der Kinderbetreuung und im Haushalt, aber auch in den neuen Bundesländern hätten Frauen bzw. Mütter die Hauptverantwortung für den Haushalt und die Organisation der Kinderbetreuung. Der sich in Ostdeutschland nach wie vor vollziehende Struktur- und Institutionenwandel könnte demnach auch eine Angleichung der ostdeutschen an die westdeutsche Geschlechterkultur nach sich ziehen. Umgekehrt ließe sich jedoch auch schlussfolgern, so ist hinzuzufügen, dass der zeitgleich zögerlich in Westdeutschland in Gang kommende Wandel hinsichtlich der Förderung der weiblichen Erwerbstätigkeit und des Ausbaus der öffentlichen Kinderbetreuung Bewegung in die westdeutsche Geschlechterkultur bringen könnte. Dies kann aber, Heß zufolge, nur dann in der sozialen Praxis erfolgreich und nachhaltig wirken, wenn sich auch die dahinter stehenden Rollenbilder hinsichtlich der gesellschaftlichen und familialen Arbeitsteilung verändern. Der Geschlechterwiderspruch als ‚Nebenproblem‘ der DDRDie Ergebnisse der Studie von Heß zeigen deutlich, dass die rein formale Förderung und Durchsetzung der Angleichung der Geschlechter durch Veränderungen der strukturellen Rahmenbedingungen in der Erwerbsarbeit und der Kinderbetreuung allein nicht ausreichen, um Geschlechtergleichheit zu verwirklichen. Liest man diese Erkenntnis im Licht der beiden Studien von Ursula Schröter, Renate Ullrich und Rainer Ferchland, so entsteht der Eindruck, dass in der DDR der Geschlechterwiderspruch nur mehr als Nebenwiderspruch Berücksichtigung fand. Schröter et al. bezeichnen den Umgang der DDR mit den Geschlechterverhältnissen als „patriarchal“: Während der erste Band von 2005 im Titel noch das „Patriarchat im Sozialismus“ mit einem Fragezeichen versieht, scheint die Frage im zweiten Band von 2009, der das „Patriarchat in der DDR“ untersucht, bereits beantwortet zu sein. Die Klärung des Patriarchatsbegriffs erfolgt in beiden Studien eher rudimentär – Patriarchat scheint so viel wie geschlechtliche Ungleichheit als soziale Zweitrangigkeit von Frauen zu meinen –, aber das (verschwindende) Fragezeichen spielt durchaus eine Rolle in den Erörterungen. Worum geht es in den beiden Bänden, die aus Forschungsaufträgen der Rosa-Luxemburg-Stiftung hervorgegangen sind? Der erste Band basiert auf geschlechtsspezifischen Auswertungen ausgewählter Dokumente der soziologischen und kultursoziologischen Forschung der DDR. Grundlagen bilden hier neben den sogenannten SID-Heften (Soziologische Informationen und Dokumentationen) und der Reihe Soziologie auch die interdisziplinären Informationshefte des Wissenschaftlichen (Bei-)Rats „Die Frau in der sozialistischen Gesellschaft“ und die Mitteilungsblätter der Forschungsgemeinschaft „Geschichte des Kampfes der Arbeiterklasse um die Befreiung der Frau“ sowie Dissertationen und Forschungsberichte, die beim „Wissenschaftlichen Rat für Soziologische Forschung der DDR“ archiviert wurden – insgesamt mehr als 70.000 Seiten Text. Diesen Materialfundus untersuchen Schröter und Ullrich im Hinblick auf zwei Fragen: „Erstens. Welche Forschungsfragen und welche Forschungsergebnisse zu den Geschlechterverhältnissen sind bis heute wichtig und insofern aufhebenswert (wären aufhebenswert gewesen)? Zweitens. Welche Fragen, welche Zusammenhänge fehlen aus heutiger Sicht?“ (S. 7) Die beiden Forschungsfragen lassen leider klare Auswahl- und Bewertungskriterien für das „Aufhebenswerte“ und „das Fehlende“ offen. Bei der Lektüre des Bandes müssen folglich einige Abstriche hinsichtlich der Stringenz und Nachvollziehbarkeit der Erkenntnisse gemacht werden. Dies wird noch verschärft durch persönliche Einsprengsel der Verfasserinnen, in denen sie jeweils benennen, was ihnen als DDR-Zeitzeuginnen bekannt und was ihnen nicht bekannt gewesen sei und wie sie diese Erkenntnisse heute beurteilen würden. Herausgekommen ist bei den, so der Untertitel des Bandes, „Nachträgliche[n] Entdeckungen in Forschungsergebnissen aus der DDR“ aber dennoch eine überaus spannende und überaus lesenswerte Rekonstruktion von Ergebnissen der vor allem gesellschaftswissenschaftlichen Forschungen in der DDR zu den Geschlechterverhältnissen und ihrem theoretischen wie politischen Umfeld. Demnach gab es in der DDR auf Gründungsbeschluss des DDR-Ministerrats seit 1964 sowohl eine institutionalisierte Soziologie als auch eine institutionalisierte und interdisziplinär angelegte Frauenforschung. Diese sehen die beiden Verfasserinnen im internationalen Vergleich als bahnbrechend an: Die Gründung eines wissenschaftlichen Gremiums zur Analyse der Lage der Frauen in der DDR sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, zu dem es organisierte oder gar institutionalisierte Frauenforschung weder in den anderen sozialistischen Ländern noch in der damaligen Bundesrepublik und den anderen westeuropäischen kapitalistischen Ländern gegeben habe, sondern nur in den nordischen Ländern. Auch ein wissenschaftlicher Rat für soziologische Forschung in der DDR wurde kurz darauf vom Politbüro der SED ins Leben gerufen. Das erste Kapitel beleuchtet den politischen und theoretischen Hintergrund der Forschungen im Kontext dieser Gremien und zeichnet detailreich ihre Entwicklungsgeschichte nach. Im zweiten Kapitel stellen die Verfasserinnen in chronologischer Abfolge (zumeist in Zwei-Jahres-Schritten) konkrete Forschungsergebnisse vor und konzentrieren sich dabei „auf die so genannte private Sphäre“, genauer noch vor allem „auf die im Privathaushalt geleistete, meist unbezahlte Arbeit“ (S. 66). In den Ausführungen stehen unter anderem die familiäre Entwicklung, die häusliche Arbeitsteilung, das Erziehungsverhalten der DDR-Eltern, die Auswirkungen der mütterlichen Erwerbstätigkeit auf die kindliche Entwicklung, die Vorbereitung der Jugendlichen auf die Familiengründung und das reproduktive Verhalten im Mittelpunkt. Die chronologische Darstellung ermöglicht es, gerade auch in der Verquickung mit politischen Entwicklungen, die die Forschungsergebnisse zur Unterstützung von Entscheidungen nutzten, Verschiebungen in den wissenschaftlichen und politischen Schwerpunkten zu entdecken. So schlug sich beispielsweise die auf dem VIII. Parteitag der SED 1971 verkündete Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau politisch in einem Schwerpunktwechsel von der Frauen- zur Bevölkerungs- und Familienpolitik und wissenschaftlich in Schwerpunktverlagerungen der Forschungen hin zu Fertilität, Familienfragen und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nieder. Auffällig ist, dass die DDR-Frauenforschung wesentlich auf Frauen fokussierte und Männer allenfalls randständig in den Blick nahm, womit sie sich jedoch in guter Gesellschaft zur westdeutschen, ja westlichen Frauenforschung befand, die ihren Blick auch erst in den späten 1980er Jahren auf die Geschlechterverhältnisse und auf Männer zu richten begann. Deutlich wird in den Darstellungen der historischen Entwicklung, wie eng die DDR-Frauenforschung an die Frauen- und später auch Familienpolitik geknüpft war: So resultierten Forschungsfragen aus den politischen Gestaltungsaufgaben, und politisches Handeln legitimierte sich durch die so gewonnenen Erkenntnisse über Frauen und ihre Lebenswelten. Derartige Reflexionen weisen jedoch über Schröters und Ullrichs Forschungen hinaus und eröffnen neuen Horizonte für weiterführende Studien zur Verquickung von Wissenschaft und Politik in der DDR. Gleichwohl fällt Schröters und Ullrichs Bilanz kritisch aus: Die DDR-Gesellschaftswissenschaften seien nicht generell geschlechtsblind gewesen, aber der Geschlechterwiderspruch habe im Vergleich zum Klassenwiderspruch nicht einmal als ‚Nebenproblem‘ eine angemessene Rolle gespielt. Während es in der umfangreichen Sozialstruktur- und Klassenforschung bereits seit Ende der 1970er Jahre für möglich gehalten worden sei, dass das strategische Ziel der Klassenlosigkeit nicht nur durch Annäherung an die Arbeiterklasse, nicht nur durch ‚Arbeiter-Werden‘ zu erreichen sei, weswegen die spezifischen Potenzen aller Klassen und Schichten analysiert werden müssten, habe es vergleichbare Forschungen (und die zugehörige Politik) für das Geschlechterthema nicht gegeben. Aus der Unterordnung der Geschlechterfrage (ebenso wie u. a. der ethnischen) unter die Klassenfrage sei allerdings kein Hehl gemacht worden, habe sie doch in Übereinstimmung mit den theoretischen Wurzeln der deutschen Arbeiterbewegung gestanden. Die Verfasserinnen schlussfolgern: „Kapitalismus funktioniert nicht ohne Patriarchat, aber Patriarchat funktioniert auch ohne Kapitalismus.“ (S. 163) Grenzen der Gleichstellung der Geschlechter in der DDRIm zweiten Band führen Ursula Schröter, Renate Ullrich und Rainer Ferchland die Überlegungen zum „patriarchale[n] Charakter des DDR-Staates“ (S. 7) weiter. Die bisherigen Befunde auf der Grundlage anderer Quellen aus verschiedenen Zeiträumen der Existenz der DDR sollen präzisiert, der empirische Fundus angereichert und die theoretische Verallgemeinerung erleichtert werden. Ziel ist dabei zum einen, einen Beitrag zur gegenwärtigen Debatte über den gelungenen oder weniger gelungenen Vereinigungsprozess in Deutschland zu leisten, in der insbesondere unter Bezugnahme auf die Frauen- und Familienpolitik der DDR immer wieder auf nach wie vor bestehende Ost-West-Unterschiede in Einstellungen und Verhaltensweisen – gerade auch im familiären Bereich – verwiesen werde. Zum anderen wollen die Verfasser/-innen eine der Ursachen für das Scheitern des „ersten deutschen Sozialismusversuch[s]“ (S. 8) mit seinem Chancenreichtum und seinen Grenzen der Geschlechterpolitik markieren. Empirische Grundlagen dieser Analysen bilden erstens Dokumente des Demokratischen Frauenbundes Deutschland (DFD), der im Dienst der SED gestanden hatte, und damit offizielle DDR-Unterlagen vor allem aus den ersten beiden Jahrzehnten des Bestehens der DDR. Ursula Schröter zeichnet in diesem Kapitel den langwierigen Definitionsprozess des DFD als gesamtdeutsche Frauenorganisation wie auch ausgewählte frauenpolitische Ereignisse der 1960er Jahre nach. Dabei lenkt sie ihr Augenmerk auf die „konfliktreiche[] Beziehung zwischen Arbeiterbewegung und Frauenbewegung – in den Farben der DDR“ (S. 9). Deutlich wird in den Ausführungen, dass die DDR-Frauen bzw. ihre Organisation die vorgegebene Rolle nicht konsequent spielen konnten und spielen wollten, was unterschiedliche Reaktionen seitens der Regierenden zur Folge hatte, so etwa die Bildung von DFD-Betriebsgruppen und ihre spätere Auflösung oder die Durchführung von zentralen Frauenkonferenzen, die jedoch keine dauerhafte Einrichtung werden sollten. Schröter schlussfolgert: „Die nicht zu unterdrückenden Mitgliederinteressen der Frauen widersprachen nicht selten der Fremdbestimmtheit. Und dieser Widerspruch kann heute produktiv gemacht werden.“ (S. 61) Als zweite empirische Grundlage dienen ausgewählte DEFA-Dokumentarfilme aus der gesamten Zeit der DDR, die von Renate Ullrich daraufhin untersucht werden, wie DDR-Frauen ihre eigene Situation beschrieben, mit welchen Problemen sie trotz aller fortschrittlichen Gesetze zum Frauen-, Mutter- und Familienschutz und zur Gleichstellung zu kämpfen hatten. Dabei geht es der Verfasserin vor allem darum, herauszufinden, welche Frauen in Bild und Wort dargestellt und welche Frauenbilder von diesen Filmen propagiert und mit-geprägt wurden. In den Schilderungen des Alltags der Frauen und Mädchen, insbesondere zu Zeiten der Wende, entdeckt sie Aussagen zum Stand und zu Trends der Emanzipation. So sei die Gleichstellung der Geschlechter im bzw. trotz Patriarchat der DDR weit gediehen gewesen und selbstverständlich gelebt worden und keiner Rede wert gewesen – bis zur Wende: „Der Einbruch des Kapitalismus traf alle – sowohl die Frauen als auch (ihre) Männer. Die Rückschritte in der Gleichstellung fielen ihnen (uns) erst später auf: der plötzlich wieder gültige § 218; die Kostenpflicht für ‚Pille‘ und für Kinderbetreuung; das auf dem bundesrepublikanischen Familienmodell beruhende Scheidungsrecht; der drohende Verlust an finanzieller und überhaupt an Eigenständigkeit gegenüber ihren Partnern und zu alledem der Vorwurf, der Drang der Ostfrauen nach Erwerbsarbeit sei eine wesentliche Ursache für die Massenarbeitslosigkeit.“ (S. 116) Soziologische Befragungsergebnisse überwiegend aus den 1980er Jahren bzw. aus der Umbruchzeit stellen das dritte empirische Material dar. Rainer Ferchland analysiert diese in Bezug auf soziale Lagen und deren Reflexionen, wobei er den Schwerpunkt auf die Geschlechterdifferenz legt, die im Vergleich zur Klassendifferenz auch empirisch in der DDR nur eine geringe Rolle gespielt habe. Die neuerlichen Auswertungen der Befragungsergebnisse zeigen, „dass die Geschlechterfrage nicht zu den vordringlichen Untersuchungsschwerpunkten der Initiatoren und der Gesellschaftswissenschaften überhaupt gehörte […] Die Kategorie Geschlecht wurde nicht ignoriert, aber ihr wurde nicht die erforderliche Aufmerksamkeit zuteil“ (S. 180), wobei Ferchland zu Recht darauf hinweist, dass dieser Vorwurf nicht nur auf die DDR-Sozialwissenschaften zutrifft. Seine Analysen verdeutlichen, dass auch in der DDR eine geschlechtliche Ungleichheit zuungunsten von Frauen bestand. Im Generationenvergleich wird allerdings deutlich, dass diese zunehmend abgebaut wurde, je länger die DDR bestand – mehr als zur gleichen Zeit in der alten Bundesrepublik. Das Patriarchat in der DDR habe sich selbst gemäßigt: „Unter den patriarchalen Strukturen der DDR wurden große Fortschritte beim Abbau der strukturellen Diskriminierung der Frau bewusst und planmäßig (paternalistisch gesteuert) herbeigeführt.“ (S. 180) Die Arbeitsteilung innerhalb der Familie aber sei noch stark vom eigentlich in der Erwerbssphäre überwundenen Alleinverdienermodell geprägt gewesen: Die Hausarbeit blieb in der gesellschaftlichen Würdigung zweitrangig und wurde daher den Frauen übertragen. Bemerkenswert ist zudem, dass sich in der DDR-Wirtschaft der 1980er Jahre Tendenzen der Verzögerung und des partiellen Rückbaus der weiblichen Emanzipation durch eine erneute Vertiefung der geschlechtlichen Arbeitsteilung zeigten. Im gemeinsamen Fazit weisen Schröter, Ullrich und Ferchland vor allem auf die Begrenztheit der Gleichstellung von Frauen im Sozialismus hin. Das sozialistische Patriarchat der DDR sei gegründet gewesen auf Volks- und Genossenschaftseigentum, Planwirtschaft, das Recht auf Bildung und berufliche Arbeit für alle Menschen im erwerbsfähigen Alter. „Frauenemanzipation galt als wichtig, aber nachgeordnet. Allerdings nicht als marginal. Es gab international anerkannte vorbildliche frauenpolitische Maßnahmen und Gesetze. Sie waren zwar nicht geeignet, das überkommene Patriarchat infrage zu stellen oder gar zu beseitigen. Aber sie waren geeignet, es zu zügeln, es für die meisten Frauen, Kinder und Männer – bei aller Widersprüchlichkeit – lebbar zu machen.“ (S. 185) In der Zusammenschau beider Bücher entsteht vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Quellen und betrachteten Zeiträume eine facettenreiche Dokumentation der Erfolge und Grenzen der Frauen- und Geschlechterpolitik in der DDR, die die öffentliche Geschlechterungleichheit in ihre Schranken zu weisen vermochte, im privaten Bereich jedoch nicht abgebaut hatte. Gleichstellung wurde im öffentlichen Raum als Angleichung von Frauen an Männer praktiziert und blieb daher in ihrer Wirkmächtigkeit beschränkt, wobei dahingestellt ist, ob das gewollt oder ungewollt war. Verdienst der beiden Bände ist es, verschiedene Perspektiven auf den politischen, kulturellen und sozialwissenschaftlichen Umgang der DDR mit der Geschlechterfrage eröffnet zu haben, auch wenn bei dem dokumentarischen Eifer kritische Bündelungen in systematisierender Absicht ab und an zu kurz kommen, die Auswahlkriterien der untersuchten Dokumente, Filme und Studien nicht immer nachvollziehbar sind und das gemeinsame Label des sozialistischen Patriarchats in seinem diagnostischen und analytischen Gehalt begrenzt bleibt. Liebes- und Eheglück in Wende-Zeiten: West-Männer als Gewinner und Ost-Frauen als Verliererinnen?Die privaten Geschlechterverhältnisse stehen auch im Mittelpunkt der kulturwissenschaftlichen Studie von Alison Lewis, die Liebesgeschichten und Eheromane von Autor/-innen aus Ost und West analysiert, in denen sie die Wiedervereinigung vor allem mit der Metapher der „schwierigen Ehe“ beschrieben findet. In der Literatur würden die Jahre 1989 und 1990, die Zeit der Wende also, als Hochzeit oder Ehe zwischen Ost und West dargestellt, wobei die beiden Teile Deutschlands nicht zuletzt mit dem Ziel einer Reduktion von Komplexität und dem Hinweis auf ein Machtdifferential mit geschlechtlichen Vorzeichen versehen würden: Westdeutschland mit einem männlichen und Ostdeutschland mit einem weiblichen Vorzeichen. Dabei werden die Geschlechterrollen und Geschlechtsattribute auch in einen Bezug zur Geschichte der Nation gebracht. Lewis misst der Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlechterdifferenz zentrale Bedeutung für die Wiedervereinigung bei. In den Jahren nach dem Vollzug der Einheit habe die Geschlechterproblematik mit einem Mal wieder auf der Tagesordnung gestanden und sich besonders im Bereich der Familien- und Arbeitspolitik geltend gemacht. Mehr noch: „Das Projekt der deutschen Einheit und der inneren Einheit ist inzwischen ohne die Leitdifferenz des Geschlechts nicht mehr zu denken.“ (S. 12 f.) Der Gebrauch der Ehemetapher in dieser Zeit lasse demnach in vielerlei Hinsicht auch Rückschlüsse auf die Geschichte einer Gesellschaft zu, die einen rapiden Transformationsprozess durchlaufen habe und sich im Übergang befinde, und zwar nicht nur hinsichtlich der Geschlechterordnung. In diesem Zusammenhang seien Liebesgeschichten und Eheromane die bevorzugten Mittel gewesen, mit deren Hilfe sich die zeitgenössische Literatur mit den aktuellen Themen von Geschlecht und Nation auseinandersetzte. Das Moment der Ost-West-Paarbildung diene der Erkundung der nationalen Stimmungslage in Zeiten der Wende. Geschichten über die Liebe zwischen Ost und West seien demnach zwangsläufig auch Geschichten über die innere Einheit des Landes. Ost- und westdeutsche Autor/-innen verschiedener Generationen hätten sich dem Bereich Liebe und Ehe zugewendet, um tradierte und überkommene Geschlechtermuster auf den Prüfstand zu stellen und um Kritik an neuen, unerwünschten Entwicklungen in der Beziehung zwischen Mann und Frau zu üben. Dabei wird der historische Umbruch mit dem ihn begleitenden Individualisierungs- und Modernisierungsschub vor allem als Chance dargestellt, um Neues zu formulieren: alternative Formen von Männlich- wie Weiblichkeit und andere Formen der Partnerschaft und Zweisamkeit. Grundlage von Lewis’ erhellender Studie sind acht Romane, die die Geschichte der Wende und der Einheit anhand einer Liebesgeschichte erzählen. In Jurek Beckers Roman Amanda herzlos (1992) werde erzählerisch die Vergangenheit des Ost-West-Paars vor der Wende erkundet und mit Reflexionen zur Frauenemanzipation verknüpft. Brigitte Burmeisters Roman Unter dem Namen Norma (1994) veranschauliche literarisch, dass mit der Wiedervereinigung ein deutlicher Riss durch die ostdeutschen Ehen ging, der die Ehepartner voneinander entfremdete und Streitigkeiten hervorrief. In Monika Marons Roman Animal Triste (1996) werde der Symbolcharakter einer unglücklichen Ost-West-Liebesgeschichte für Geschlecht und Nation deutlich. In den Studien zu diesen drei Romanen wird die Aufmerksamkeit vor allem auf Lebensläufe ostdeutscher Frauen aus der Wendezeit gelenkt. In den anderen Kapiteln rücken literarische Entwürfe ostdeutscher Männertypen in den Vordergrund: Dabei wird die Figur des Ostmanns als Verlierer der Wende erzählerisch mit seiner Unfähigkeit zu lieben verknüpft. Literarische Beispiele für die Krise der Männlichkeit im Kontext der Geschichte der deutsch-deutschen Teilung liefern Ingo Schramms Roman Entzweigesperrt (1998) und Michael Kumpfmüllers Hampels Fluchten (2000). Barbara Sichtermanns Roman Vicky Victory (1995) entwirft aus weiblicher Sicht eine literarische Zukunftsprognose für die ostdeutsche Männlichkeit nach der Wende. In Alexander Osangs Roman Die Nachrichten (2000) wird der Typ eines ostdeutschen Aufsteigers gezeichnet, der sich auch Westfrauen gegenüber zu behaupten weiß, und in Karen Duves Regenroman (1999) geht schließlich eine unerwünschte Form von westdeutscher Männlichkeit im Osten unter, während zugleich neue Weiblichkeitsmodelle entworfen werden. Die beiden letztgenannten Beispiele interpretiert Lewis als beginnenden Vollzug der inneren Einheit, der mit positiven Veränderungen hinsichtlich der Kategorien Geschlecht und Nation einhergeht. Bei dieser Diagnose zielt sie – wie im Buch insgesamt – darauf, die Wendeliteratur als „poetische Inszenierung von Geschichte“ (S. 50) darzustellen. Auch wenn in einer derartigen Darstellungsform Geschichte und Literatur kaum mehr unterscheidbar scheinen, betont Lewis doch immer wieder die feinen Unterschiede. Deutlich wird so bei der Lektüre, dass die Wende zweifelsohne literarisch neue Konstruktionen von Ost-West-Beziehungen ermöglicht hat. Dabei spiegelt sich die asymmetrische Struktur des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland auch darin nieder, dass die Heirat mit einem Westdeutschen von vielen Romanfiguren als Ideal dargestellt wird, die so ihrem Wunsch nach Integration und ‚Ankunft‘ in der neuen, gewünschten Welt Ausdruck verleihen. Allerdings imaginieren viele untersuchte Werke gescheiterte Integrationsversuche durch die Liebe und entwerfen damit eher pessimistische Aussichten auf die Zukunft der deutschen Einheit. Auch hier liegen literarische und gesellschaftliche Realität oft eng beieinander: „Ein Leben ohne Liebe, ein Leben ohne die Intimität und die Freuden der Zweisamkeit und oftmals ein Leben in Einsamkeit sind Spielarten des Schicksals, das vielen Romanfiguren der Nachwendezeit bevorsteht. Der Verlust der Liebe wie auch der Fähigkeit zu lieben steht demnach in engem Zusammenhang mit dem Verlust anderer Glaubenssysteme in der postkommunistischen Ära.“ (S. 322 f.) Hinzu kommt, dass der geschichtliche Wandel die Geschlechter in Lewis’ Darstellungen auf keinen Fall einander näher gebracht, sondern eher die Gemeinsamkeiten zwischen Liebenden bzw. Ehepartnern und daher auch den letzten Rest Solidarität zwischen den Geschlechtern unterhöhlt zu haben scheint. „Es entsteht fast der Eindruck, als verschärfe der Ost-West-Konflikt den Kampf zwischen Mann und Frau.“ (S. 324) Gender wird in den untersuchten Romanen zum entscheidenden Faktor für die literarische Geschichtsschreibung der Autor/-innen, wobei das Happy-End der Beziehung in Gestalt einer harmonischen Einheit der Ehe zwischen Ost und West eher als fragwürdig dargestellt wird. Go west: Verwerfung des Geschlechterarrangements als Ursache geschlechtsselektiver Abwanderung aus den neuen BundesländernSpannungen in den Geschlechterverhältnissen stehen auch im Mittelpunkt der letzten hier zu besprechenden, wiederum soziologischen Studie von Steffen Kröhnert. In dieser Dissertation erweitert und vertieft er Argumente und Analysen einer von ihm geleiteten Untersuchung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zur geschlechtsselektiven Abwanderung aus den neuen Bundesländern. Den Ausgangspunkt der deskriptiven quantitativen Untersuchung bildet die Beobachtung, dass zwischen 1989 und 2005 1,6 Millionen zumeist junge (18- bis 29-jährige) und zu 55% weibliche Menschen aus den neuen Bundesländern abgewandert sind. Diese Beobachtung widerspricht nicht nur traditionellen Annahmen zur Mobilität und zu Geschlechterrollen, nach denen Männer als das aktivere, mobilere und stärker erwerbsorientierte Geschlecht gelten, sondern ist in dieser Ausprägung auch für Europa historisch in Art und Ausmaß einzigartig und un Quelle: querelles-net |
Recensie: 12.11.2010querelles-net Reeks: Sozialwissenschaft Steffen Kröhnert - Sag mir, wo die Frauen sind…Ausprägung und Ursachen geschlechtsselektiver Abwanderung aus den neuen Bundesländern 978-3-8322-8516-6
Abstract: Im Mittelpunkt der Sammelrezension stehen fünf neuere, monographisch angelegte sozial- und kulturwissenschaftliche Studien zu Geschlechterverhältnissen und -konstruktionen im deutsch-deutschen Wiedervereinigungsprozess. Bei aller Verschiedenheit... » meer |
Degefe Duressa Obo Microfinance in Ethiopia: Elixir or Poison? In this dissertation for a PhD in development studies at the Institute of Social Studies at The Hague, The Netherlands, Obo examines microfinance institutions in his native Ethiopia. In particular, he assesses their operational and financial sustainability and their volume of operation; analyzes the scale and depth of the program outreach and relations with clients; evaluates institutional viability in terms of ownership, governance structure, institutional design and resources, and management of financial information systems; and assesses the impact of the regulatory and other financial policies of the government. There is no index. The price is converted from 35 Euros. (Annotation ©2010 Book News Inc. Portland, OR) Quelle: NOVEMBER 2010 VOLUME 25, NUMBER 4 |
Recensie: 09.11.2010NOVEMBER 2010 VOLUME 25, NUMBER 4 Reeks: ISS: Institute of Social Studies in Den Haag Degefe Duressa Obo - Microfinance in Ethiopia:Elixir or Poison? 978-90-423-0369-0 In this dissertation for a PhD in development studies at the Institute of Social Studies at The Hague, The Netherlands, Obo examines microfinance institutions in his native Ethiopia. In particular, he assesses their operational and financial sustainability and... » meer |
Steffen Kröhnert Sag mir, wo die Frauen sind… Ausprägung und Ursachen geschlechtsselektiver Abwanderung aus den neuen Bundesländern Im Mittelpunkt der Sammelrezension stehen fünf neuere, monographisch angelegte sozial- und kulturwissenschaftliche Studien zu Geschlechterverhältnissen und -konstruktionen im deutsch-deutschen Wiedervereinigungsprozess. Bei aller Verschiedenheit in ihren disziplinären Zugängen zum Untersuchungsgegenstand, in methodologisch-methodischer Hinsicht und in ihren Positionierungen gegenüber den Ergebnissen ist ihnen in ihren Blicken zurück nach vorn auf die Wende eine Fokussierung auf private Geschlechterbeziehungen gemeinsam. Hier zeigen sich, so der Tenor der Publikationen, nach wie vor erhebliche Differenzen in den dominierenden Geschlechterkulturen in Ost- und Westdeutschland, die zugleich auch die asymmetrische Struktur des Beitritts der DDR zur Alt-BRD widerspiegeln. Quelle: Querelles-net, Jg. 11, Nr. 3 (2010) |
Recensie: 01.11.2010Querelles-net, Jg. 11, Nr. 3 (2010) Reeks: Sozialwissenschaft Steffen Kröhnert - Sag mir, wo die Frauen sind…Ausprägung und Ursachen geschlechtsselektiver Abwanderung aus den neuen Bundesländern 978-3-8322-8516-6 Im Mittelpunkt der Sammelrezension stehen fünf neuere, monographisch angelegte sozial- und kulturwissenschaftliche Studien zu Geschlechterverhältnissen und -konstruktionen im deutsch-deutschen Wiedervereinigungsprozess. Bei aller Verschiedenheit in ihren disziplinären... » meer |
Eckart Balz (Hrsg.) Sollen und Sein in der Sportpädagogik Beziehungen zwischen Normativem und Empirischem Das Verhältnis von normativen und empirischen Aussagen durchzieht die Sportpädagogik in grundlegender Weise. Allerdings stehen Sollen und Sein oft noch unverbunden nebeneinander. Mit diesem Sammelband werden wechselseitige Beziehungen näher beleuchtet und reflexive Verknüpfungen gestärkt. Die problemorientierten Beiträge einschlägiger Autoren widmen sich erstens den möglichen Wegen und Desideraten einer empirischen Überprüfung sportpädagogischer Normen, zweitens den unaufgeklärten Problemen und Implikationen von sportpädagogischen Normen im Kontext empirischer Studien und drittens den fruchtbaren Bezügen und Vernetzungen von sportpädagogischen Normen mit empirischen Forschungsstrategien. Die Autoren und ihre Beiträge sind: 1. Balz, Eckart: Beziehungen zwischen Sollen und Sein - Einführung. I. Vom Normativen zum Empirischen? Probleme und Desiderate: 2. Neuber, Nils: Wirkungsforschung im Schulsport? - Probleme und Möglichkeiten der empirischen Überprüfung normativer Leitideen. 3. Hoffmann, Andreas: Empirische Desiderate einer normativen Fachdidaktik. 4. Kurz, Dietrich: Zwischen Sportartenkonzept und Doppelauftrag - Empirische Implikationen fachdidaktischer Konzepte. 5. Gogoll, André: Kompetenzmodelle für das Schulfach Sport - zur Fundierung und Empirisierung sportpädagogischer Bildungserwartungen. II. Normatives im Empirischen? Implikationen und Grenzen: 6. Röhner, Charlotte: Zur Konstruktion des Kindes in der neueren Kindheitsforschung. 7. Sygusch, Ralf; Brandl-Bredenbeck, Hans-Peter; Burrmann, Ulrike: Normative Implikationen sportbezogener Jugendforschung. 8. Wolters, Petra: Normativität und kasuistische Unterrichtsforschung. 9. Kuhlmann, Detlef: Über versteckte Schulsportideale in Schulsportstudien. 10. Bindel, Tim: Ethnographie als sportpädagogische Forschungsstrategie - Chancen und Schwierigkeiten. 11. Shierz, Matthias; Thiele, Jörg: Selbstbespiegelung als Aufklärung - Stücke zu einer reflexiven Methodologie. 12. Bahr, Ingrid: Beiträge einer Evaluationsforschung in der Sportpädagogik. 13. Neumann, Peter: Zur Empirie des Normativen: Differenzstudien. 14. Laging, Ralf: Sportpädagogische Verzahnung in der Handlungsforschung. 15. Stibbe, Günter: Lehrpläne Sport - Normatives vs. Empirisches. 16. Frohn, Judith: Koedukation: Normative Positionen und empirische Befunde. Buchrücken und Inhaltsverzeichnis Quelle: BISp Recherchesystem Sport: Ausgabe Literatur |
Recensie: 07.09.2010BISp Recherchesystem Sport: Ausgabe Literatur Reeks: Forum Sportpädagogik Eckart Balz (Hrsg.) - Sollen und Sein in der SportpädagogikBeziehungen zwischen Normativem und Empirischem 978-3-8322-8339-1 Das Verhältnis von normativen und empirischen Aussagen durchzieht die Sportpädagogik in grundlegender Weise. Allerdings stehen Sollen und Sein oft noch unverbunden nebeneinander. Mit diesem Sammelband werden wechselseitige Beziehungen näher beleuchtet und reflexive... » meer |
Eckart Balz (Hrsg.) Sollen und Sein in der Sportpädagogik Beziehungen zwischen Normativem und Empirischem
Beitrag: Beiträge einer Evaluationsforschung in der Sportpädagogik Quelle: BISp Recherchesystem Sport: Ausgabe Literatur |
Recensie: 07.09.2010BISp Recherchesystem Sport: Ausgabe Literatur Reeks: Forum Sportpädagogik Eckart Balz (Hrsg.) - Sollen und Sein in der SportpädagogikBeziehungen zwischen Normativem und Empirischem 978-3-8322-8339-1
Beitrag: Beiträge einer Evaluationsforschung in der Sportpädagogik |
Karl Friedrich Bohler, Anton Sterbling, Gerd Vonderach (Hrsg.) Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal Jahrgang XIII, Heft 1/2010
Sigrid Anna Friedreich und Achim Hahn: Erleben im Raum der Erlebnislandschaft Quelle: soziologie heute, April 2010, Seite 43 |
Recensie: 15.04.2010soziologie heute, April 2010, Seite 43 Reeks: Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal Karl Friedrich Bohler, Anton Sterbling, Gerd Vonderach (Hrsg.) - Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches JournalJahrgang XIII, Heft 1/2010 978-3-8322-8922-5
Sigrid Anna Friedreich und Achim Hahn: Erleben im Raum der Erlebnislandschaft |
Eckart Balz (Hrsg.) Sollen und Sein in der Sportpädagogik Beziehungen zwischen Normativem und Empirischem Dieses Buch widmet sich Fragen jenseits des sportunterrichtlichen Alltags und will Brücken bauen zwischen Theorie und Praxis, zwischen Forschung und Lehre und eben auch zwischen Normativem und Empirischem. Die Beiträge zeigen etwas von dem, womit sich die Sportpädagogik beschäftigt, wie z.B. bei der empirischen Überprüfung von sportpädagogischen Normen (im Beitrag: „Zwischen Sportartenkompetenz und Doppelauftrag. Empirische Implikationen fachdidaktischer Konzepte") oder bei den unaufgeklärten Implikationen von sportpädagogischen Normen in empirischen Studien („Normativität und kasuistische Unterrichtsforschung") oder bei den Bezügen von sportpädagogischen Normen mit empirischen Forschungsstrategien („Lehrpläne Sport - Normatives vs. Empirisches"). Quelle: Sport & Spiel, 10. Jahrgang, Ausgabe 1/2010, S. 37 |
Recensie: 29.03.2010Sport & Spiel, 10. Jahrgang, Ausgabe 1/2010, S. 37 Reeks: Forum Sportpädagogik Eckart Balz (Hrsg.) - Sollen und Sein in der SportpädagogikBeziehungen zwischen Normativem und Empirischem 978-3-8322-8339-1 Dieses Buch widmet sich Fragen jenseits des sportunterrichtlichen Alltags und will Brücken bauen zwischen Theorie und Praxis, zwischen Forschung und Lehre und eben auch zwischen Normativem und Empirischem. Die Beiträge zeigen etwas von dem, womit sich die Sportpädagogik... » meer |
Eckart Balz (Hrsg.) Sollen und Sein in der Sportpädagogik Beziehungen zwischen Normativem und Empirischem Die Schülerinnen und Schüler „sollen" ..., so fangen typische Zielformulierungen des (Sport-)Unterrichts an. Unterrichtliche Ergebnisse, also was Schülerinnen und Schüler am Ende „sind" oder „haben", schneller gelaufen, höher gesprungen, besser mit ihrem Partner kooperiert, ein spannungsreicheres Wagnis bewältigt, ... scheint im Kontext einer outputorientierten Steuerung im Bildungsbereich zunehmend von Interesse. Es geht darum, Rechenschaft abzulegen, die Frage nach der Legitimation steht im Raum. Eckart Balz hat in diesem Sammelband 18 Kolleginnen und Kollegen, mit Ausnahme der Pädagogin Charlotte Röhner, alle Sportpädagogen bzw. an für pädagogische Fragestellungen relevanten Themen arbeitende Sportwissenschaftler um eine Auseinandersetzung mit dem „Sollen und Sein in der Sportpädagogik" gebeten. In der Einleitung verdeutlicht Balz, dass keine idealistischen Ableitungen erfolgen sollen, naturalistische Fehlschlüsse zu unterlassen sind und verlangt - so deute ich sein Anliegen - „Butter bei die Fische"! Was will die Sportpädagogik und was vom Gewollten kann sie nachweisen? Mit Blick auf ihre jeweiligen Arbeitsschwerpunkte stellen sich die Autoren dieser Aufgabe in drei Abschnitten gegliedert. Sie zeigen erstens Wege „Vom Normativen zum Empirischen", spüren „Normatives im Empirischen" auf und stellen drittens „Normatives und Empirisches" heraus. Dabei beleuchtet die überwiegende Zahl der Autoren eigene empirische Projekte. Nils Neuber geht der Frage nach, wie Wirkungen normativer Leitideen des Schulsports empirisch überprüfbar sind und resümiert in einem Zwischenfazit, dass „die sportpädagogische Wirkungsforschung mit erheblichen Problemen zu kämpfen" (S. 13) hat. Über eine Ermittlung bisheriger Forschungsdesiderate kommt er zu der Forderung, dass es einer empirisch überprüfbaren Theorie der sportpädagogischen Intervention bedürfe, um signifikante Befunde schulsportlicher Wirkungsanalysen zu erzeugen. Er postuliert eine Forschungsstrategie kleiner Schritte, die ihren Ertrag aus der Kohärenz der Einzelbefunde speist. Dies wirkt sympathisch, da durchführbar, könnte aber dem derzeitigen mainstream des „Empirismus im Bildungsbereich" gegenüber ein Sonderweg sein. Zusammenfassend stellt Nils Neuber fest, dass es lohnenswerte Möglichkeiten zur empirischen Überprüfung normativer Leitideen im Schulsport gibt und fordert dazu auf, die Evaluation der Wirkungen des Schulsports systematischer als bisher zu verfolgen. Ebenfalls im ersten Abschnitt geht Andreas Hoffmann empirischen Desideraten einer normativen Fachdidaktik nach und Dietrich Kurz bearbeitet die empirischen Implikationen fachdidaktischer Konzepte bevor abschließend Andre Gogoll am Puls der Bildungsdiskussion die vorliegenden Kompetenzmodelle für das Schulfach Sport prüft. Er kommt insgesamt zu dem Fazit, dass die von den Kollegen Albrecht Hummel und Elk Franke vorgestellten Kompetenzmodelle für das Unterrichtsfach Sport (so noch) nicht tragfähig sind. Dies liege daran, dass die Besonderheit unseres Faches nicht auf die körperliche Bewegung zu reduzieren sei und deren Gehalt nicht auf den Modus ästhetisch-expressiver Weltbegegnung reduziert, sondern vielmehr die gesamten allgemeinbildenden Möglichkeiten des Faches aufgegriffen werden sollten. Daraus ergibt sich Andre Gogolls Forderung, im Zuschnitt deutlich selbstbewusster als bisher Kompetenzmodelle für das Schulfach Sport zu entwickeln. In den Beiträgen des zweiten Abschnitts wird der forschungsmethodologische Aspekt der Normativität des Empirischen deutlich. Auch wenn die Re-Analysen Detlef Kuhlmanns zur SPRINT-Studie und zur Schulsportstudie in Bayern für mich - wie er am Ende selber einräumt - einer mangelnden Dialektik unterliegen, da die verantwortlichen Forscherinnen und Forscher nicht Stellung beziehen können, stellen sie doch Wichtiges heraus: Der weitreichende Einfluss der Normativa auf die Forschungsmethodik darf nicht als implizit akzeptiert werden. Es gilt jeweilig explizit darzulegen, unter welchen Prämissen geforscht wird, um die ermittelten Ergebnisse diesbezüglich zu reflektieren. In die gleiche Richtung geht auch Mattias Schierz´ und Jörg Thieles Forderung am Ende ihres bisweilen voraussetzungsreich geschriebenen Beitrages. Die gewählten Beispiele empirischer Forschung - eine schulbegleitende Praxisforschung, zur Talentförderung und Studien zur „täglichen Sportstunde" -weisen bezüglich des Verhältnisses der Forscher zum Gegenstand deutliche Unterschiede auf. Ansätze der Praxisforschung - Ralf Lagings Beitrag in diesem Band weist mit dem Begriff der „Handlungsforschung" auf einen gleichen Forschungsansatz hin - sehen eine Einbindung der Akteure im Feld als (Co-)Forscher vor, das heißt, dass z. B. Lehrerinnen und Lehrer ihre eigene Arbeit erforschen. Eine „klassische" Strategie wurde dagegen in der Dortmunder Studie zur täglichen Sportstunde gewählt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beforschten die „tägliche Sportstunde" von außen. Bei aller Unterschiedlichkeit der Ansätze stellen Matthias Schierz und Jörg Thiele heraus, dass Erkenntnisse zur sportpädagogischen Wirklichkeit eine methodologische Frage der jeweiligen Operationalisierung und Indikatorenbildung hinsichtlich des Forschungsgegenstandes sind. Die Forschungsergebnisse werden dadurch determiniert, wie der Forschungsgegenstand für das Forschungsvorhaben handhabbar gemacht wird. Sie fordern dazu auf, dieses in Forschungsprojekten zu reflektieren und die normativen Voraussetzungen empirischer Forschung kritisch in den Blick zu nehmen. Tim Bindel stellt mit Blick auf seine Arbeiten zunächst im Kontrast zu den zuvor dargestellten normativen Implikationen empirischer Forschung in der Sportpädagogik heraus, dass bei ethnografischen Forschungen die normative Dimension zunächst keine Rolle spielt. Seiner Meinung nach weist auch der Sport „zahlreiche Dinge auf, die wir erst verstehen müssen, bevor wir normativ eingreifen" (S. 120). Aber auch Tim Bindel verdeutlicht mit einem eingängigen Beispiel, dass ethnografische Forschung so normfrei dann doch nicht ist. Dies wurde für ihn körperlich spürbar. Unbehagen überkam ihn im Rahmen einer Studie, in der das Verhältnis zwischen einer Lehrkraft und ihrer Schülergruppe dadurch gekennzeichnet war, dass die Schülerhandlungen im Zeichen von Angst vor einer Bestrafung durch die Lehrkraft geprägt waren. Seine Beobachtungen wurden aufgrund seiner Ablehnung dieses „Erziehungsstils" automatisch vor einer normativen Folie reflektiert. In der Darstellung bin ich zwischen den beiden Ebenen „Normatives im Empirischen" und „Normatives und Empirisches" gesprungen, die ich so trennscharf nicht erkannt habe. Dies tut aber m. E. dem Informationsgrad des Bandes keinen Abbruch. Nicht erwähnt habe ich Beiträge des zweiten und dritten Abschnittes zur Konstruktion des Kindes in der neuen Kindheitsforschung (Charlotte Röhner), den normativen Implikationen sportbezogener Jugendforschung (Ralf Sygusch, Hans-Peter Brandl-Bredenbeck und Ulrike Burrmann), zur kasuistischen Unterrichtsforschung (Petra Wolters), über Differenzstudien (Peter Neumann), zu Sportlehrplänen (Günther Stibbe) oder abschließend zum Thema „Koedukation" (Judith Frohn). Insgesamt erfüllt dieser Sammelband m.E. in besonderer Weise die Anforderungen für einen exponierten Platz im Regal. Die versammelten Beiträge bieten aufschlussreiche Einblicke in die Normen und das Empirische der Sportpädagogik. Für wissenschaftlich interessierte Sportpädagogen werden viele Beiträge eine Pflichtlektüre sein. Die umfangreichen methodologischen Ausführungen in den einzelnen Beiträgen mögen „Praktiker" zunächst als Enttäuschung wahrnehmen, wenn sie auf der Suche nach dem „Sein" sind. Die Wege zum „Sein" erweisen sich m. E. aber als wichtiger Ertrag dieses Bandes für die Arbeit der empirischen Sportpädagogik. Auch Sportlehrkräften, wenn sie sich mit Aufgaben der Schulsportentwicklung an ihrer Schule befassen, kann dieser Band als Wegweiser dienen. Insbesondere diese Zielgruppe wird der Buchpreis von € 44,80 allerdings abschrecken. Die download-Version von knapp €5,- erscheint da schon interessanter. Abschließend bleibt eine Frage: Motorische Zielvorstellungen und deren Erreichung habe ich vergeblich gesucht. Ich fühlte mich bei der Suche in guter Gesellschaft, da Dietrich Kurz in einer Fußnote bemerkt, dass für ihn interessanterweise „Ergebnisse motorischer Tests für die Diskussion vom Sollen und Sein nirgends in Betracht gezogen" werden. Warum aber sind motorische Leistungen von Schülerinnen und Schülern kein Thema für die empirisch arbeitenden Sportpädagogen? Quelle: Michael Pfitzner, sportpädagogik 2/10, S. 62-63 |
Recensie: 29.03.2010Michael Pfitzner, sportpädagogik 2/10, S. 62-63 Reeks: Forum Sportpädagogik Eckart Balz (Hrsg.) - Sollen und Sein in der SportpädagogikBeziehungen zwischen Normativem und Empirischem 978-3-8322-8339-1 Die Schülerinnen und Schüler „sollen" ..., so fangen typische Zielformulierungen des (Sport-)Unterrichts an. Unterrichtliche Ergebnisse, also was Schülerinnen und Schüler am Ende „sind" oder „haben", schneller gelaufen, höher gesprungen, besser mit ihrem Partner... » meer |
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