Ralf Simon
Wärme, Kälte, Bäder – Was können sie bewirken?
Einsatz und Effekte traditioneller physikalischer Heilweisen
Der Autor ist langjährig als Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin tätig und sehr erfahren auf den Gebieten der Balneologie und medizinischen Klimatologie. Seine Tätigkeit ist eng mit der Stadt Aachen und den dort vorherrschenden diesbezüglichen Bedingungen (Landesbadquelle, Aachener Thermalquellen) verbunden. Daher scheint es nur logisch, dass er sich des o. g. Themas widmet und dies "sehr ordentlich" in seinem Werk darlegt.
Allerdings sollte sich der Leser nochmals in seine Zeit des (Vor)Physikums zurückversetzen können, da ausführlich physikalische, physiologische und pathophysiologische Grundlagen besprochen werden. Das Buch ist in neun Kapitel unterteilt, von denen sich allein "Thermoregulation und Thermotherapie" auf die Hälfte der Seiten erstreckt. Die übrigen Kapitel beschäftigen sich mit den Effekten der Balneologie, Adaptationsvorgängen, chronobiologischen Ansichten, Konstitutionseinflüssen und hydrogeologisehen Aspekten.
Darüber hinaus taucht der Autor in den historischen Blickwinkel der Balneologie ein, den er sehr interessant von der frühen Bronzezeit (ca. 1800 v. Chr.!) in Form einer gefundenen gebrannten Tonwanne in Mesapotamien bis in die Neuzeit zieht. Kurzweilig gelingt es dem Verfasser, durch Beispiele aus der Praxis physiologische Vorgänge erklärbar zu machen: So erfahren wir, "dass auch dynamisch gedehnte Muskelspindeln den Wachheitsgrad weckwirksam erhöhen, worin das morgendliche Sich-Recken seinen Sinn erfährt."
Die dargestellten Diagramme, Tabellen und Abbildungen wirken allerdings häufig etwas antiquiert und einfach. Das Werk ist als ergänzende Literatur für das Fachgebiet sowie zur Ausbildung medizinischer Bademeister und Masseure zu empfehlen; als Vorbereitung auf eine entsprechende Facharztprüfung allerdings nicht, was aber auch nicht das Ziel des Autors gewesen sein dürfte. (Dr. B. Pufahl, Schwaan-Waldeck)
Quelle: Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern, Dezember 2017, S. 470